Blick über den Tellerrand – Sky Doll

Die Manga und Anime Maschinerie ist nicht nur in Japan sehr groß, sie hat auch hier im Westen vieles beeinflusst. Teilweise sogar völlig unbewusst, da man z.B.(Kinder-)Serien wie Heidi, Alice im Wunderland, Dschungelbuch, Biene Maja und Co. nie als solche in Deutschland ausstrahlte und man als etwas älterer Fan erst später erfuhr, dass sie in Japan produziert wurden. Heute ist es bei manchen Stilen durchaus ersichtlich, aber früher war der Bekanntheitsgrad in Deutschland eben sehr gering.

Im Rest Europas sieht es etwas anders aus. Es gibt viele auch ältere Zeichner, die sich durch Anime und Manga inspirieren ließen. Besonders in Italien und Frankreich, in der die Szene weitaus älter ist als in Deutschland. Einer dieser Fälle ist das Zeichnerteam des Comics “Sky Doll”.
Und das möchte ich heute vorstellen.

Sky Doll spielt in einem fantastischen Paralleluniversum auf dem Planeten Papathea, auf dem die amtierende Päpstin Ludowika  durch inszenierte Wunder Macht ausübt. Die frühere Päpstin Agape, Ludowikas Schwester, besitzt aber immer noch eine große Schar Anhänger, obwohl sie selbst nach der Machtergreifung Ludowikas verschwand.
Noa, wie weibliche Hauptheldin, ist eine sogenannte Sky Doll – eine Art Puppe, die regelmäßig mit einem Schlüssel aufgezogen werden muss, um zu leben. Sky Dolls werden für so ziemlich alles eingesetzt, meist für eher niedere Arbeiten; Noa aber ist anders als die anderen Sky Dolls und flieht an Bord des Schiffes der beiden Missionare Jahu und Roy von ihrem Arbeitsplatz, einer Waschanlage. Sie fühlt eine Verbundenheit mit Agape, obwohl sie diese zuvor überhaupt nicht kannte, während Jahu und Roy versuchen, Anhänger für Ludowika zu finden. Mit der Zeit spitzt sich die Situation zwischen Agapes Anhängern und Ludowika und ihren Getreuen zu. Aber was hat Noa mit all dem zu tun?

Sky Doll ist ein sehr intelligenter und erwachsener Mix aus Fantasy und aktuellen Themen. So beschäftigt sich die Welt thematisch vor allem mit Religion, spirituellle und weltliche Bedürfnisse und der Macht der Medien.
Geschaffen wurde die Serie von Alessandro Barbucci und Barbara Canepa, zwei italienischen Künstlern, die bei Disney gelernt und gearbeitet haben.
So waren sie zum Beispiel großer Bestandteil der Disney Heftserie W.I.T.C.H., die sie hauptsächlich entwickelten.

Die Nähe zum Manga ist in ihren Arbeiten tatsächlich nicht zu übersehen. Große Augen, weiche Proportionen, die Aufteilung der Seiten und des Seitenumbruchs – typische Merkmale von japanischen Mangas. Barbucci gibt als aktuelles Vorbild den japanischen Mangazeichner Okama an, Canepa vor allem Hayao Miyazaki.

® Barbucci/Canepa, Carlsen Comics 2003

Bisher gibt es drei Bände und ein Artbook zur Serie, alle erschienen bei Carlsen Comics.
Band 1 erschien bereits 2003, Band 2 folgte im selben Jahr auf den Fuß, Band 3 schließlich erschien erst 2006 in Deutschland und seitdem warten geneigte Leser auf eine Fortsetzung.
Zu meiner großen Freude hat Barbucci auf seinem Blog Chosp im Dezember 2011 angekündigt, dass sie an Band 4 arbeiten und er mit etwas Glück 2012 noch erscheinen wird. Nach langen 6 Jahren wird es auch Zeit!

Allerdings hat Carlsen Comics Sky Doll scheinbar aus dem Programm genommen, da die Serie nicht mehr auf der offiziellen Seite auftaucht, amazon und Co. nur noch Restposten auf Lager haben und der Sonderband “Skydoll Collection” mit Kurzgeschichten anderer bekannter Zeichner beim kleineren Splitter Verlag erschienen ist.
Ich hoffe, dass die deutschen Rechte bei einem der beiden Verlage liegen, sodass auch die Fans hier den etwaigen neuen Band genießen können bzw. neue Leser die Chance bekommen, die Serie zu entdecken. Bei Band 3 hat es damals aber leider auch 2 Jahre gedauert, bis eine deutsche Version erschien.

Zu Sky Doll gibt es eine gute französische Infoseite namens Sky.Doll Le Site, auf der auch alle Termine der Zeichner vermerkt sind.
Barbucci und Canepa kommen zwar aus Italien, leben und arbeiten aber in Paris.

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