AnimagiC 2012 (Tag 1) – Von der Traufe in den Regen

Da sind wir nun wieder daheim, von oben bis unten voll bepackt mit allerlei Nippes, Krimskrams und mehr DVDs und Mangas als wir in den nächsten drei Monaten konsumieren können. Die AnimagiC in Bonn, eine der größten deutschen Anime- und Manga-Conventions, öffnete auch in diesem Jahr wieder für drei Tage seine Pforten in der Beethovenhalle in Bonn. Über 15.000 Besucher sollen es im letzten wie auch in diesem Jahr gewesen sein, welche der Veranstaltung der Animagine GmbH (Herausgeber des AnimaniA Magazins) die Ehre gegeben haben. Jetzt sitze ich hier und drehe nachdenklich mein Besucherbändchen am rechten Handgelenk. Ein Wochenende voller Spaß aber auch Ärgernissen liegt nun hinter uns.

Mein letzter AnimagiC-Besuch liegt nun schon einige Jahre zurück. Im Jahr 2003 fand die ganze Sache noch in Koblenz statt. Meine Eintrittskarte baumelte noch an einem Schlüsselband um meinen Hals und das Con-Paket Deluxe war eine einfache Plastiktüte mit Mangas. Das alljährlich herausgegebene T-Shirt mit einem Motiv aus der Anime-Serie Sakura Wars liegt bis heute ungetragen, weil Standardgröße XL, in meinem Kleiderschrank. Der Außenbereich war noch nicht abgezäunt und eine im gleichen Jahr stattfindende Convention namens Connichi zählte gerade einmal rund 1500 Besucher. In diesem Sommer gab ein gewisser Satoshi Urushihara Autogramme und ein süßes japanisches Gesangsduo namens Cutie Pai unterhielt die Menge, indem sie einen Teil ihres Songs auf Deutsch vortrugen („Ich liibe dich, ich liibe dich.“), während eine schräge Showgruppe namens Chibi Chibi XXX davon sang, was sie tun würden, wenn sie König der AnimagiC wären. Im Anime-Kino liefen unter anderem Interstella 555 und Vampire Hunter D. Die Händler und Modelkit-Bastler teilten sich noch große, für die vielen Menschen aber dennoch viel zu kleine, enge und stickige Räumlichkeiten. Und einen gewissen Kindskopf namens Ginsuji werde ich seitdem auch nicht mehr los (oder ist er es, der mich einfach nicht mehr abschütteln kann?).

Was ist bis heute also aus der AnimagiC geworden? In diesem Dreiteiler, wie üblich für jeden Tag ein Artikel, möchte ich euch nun ein wenig von unseren Erlebnissen in der ehemaligen Landeshauptstadt erzählen. Hoffentlich informativ und natürlich auch ein wenig unterhaltsam. Los geht es also wie immer nach dem Klick:

Inhalt

Unsere Unterkunft für zwei Nächte: Hotel Burgblick

Es ist Freitagmittag und der erste Weg nach unserer gut zweistündigen Fahrt bei sengender Hitze (und ohne Klimaanlage) in die ehemalige Landeshauptstadt Bonn soll uns zunächst in unsere Unterkunft führen: Das Hotel Burgblick. Unglücklicher Weise mussten wir vor Ort feststellen, dass derzeit wohl die Straßen erneuert wurden und zu diesem Zweck die direkte Zufahrt zum Hotel (50 Meter vor dem Ziel) abgesperrt war. Kein Problem, fahren wir eben außen herum. Nur doof, dass sich an der Baustelle auch langsam der erste Freitagmittag-Berufsverkehr eingefunden hatte, was uns noch ein paar weitere Minuten braten im Auto einhandelte. Der Umweg ließ uns noch ein wenig die Gegend begutachten. Ein schmuckes Wohngebiet war es, das etwa vier Kilometer vom Veranstaltungsort entfernt das kleine Hotel umschloss. Erst später ist uns aufgegangen, dass es unser buntes Dreigespann in den recht bekannten Bonner Stadtbezirk Bad Godesberg verschlagen hatte. Endlich angekommen fanden wir ein von außen wie von innen gepflegtes kleines Hotel vor. Eine Rezeption suchten wir in dem schmalen Eingangsflur vergebens und erst nach einer Weile fiel unser Blick auf ein paar Umschläge, von denen einer unseren Reservierungsnamen sowie eine Zimmernummer und ein Stockwerk trug. Tatsächlich enthielt dieser unseren Zimmerschlüssel. Selbstbedienung – auch nicht schlecht. Die freundliche Dame, die letzten Endes dann doch um die Ecke gebogen kam, brauchten wir dann nicht mehr groß zu fragen. Treppen rauf, Türe auf – hossa! 199 Euro kostete unser Dreibett-Zimmer insgesamt für zwei Nächte inklusive Frühstück. Für diesen Preis bekamen wir ein sauberes, kleines Apartment mit abgetrenntem Doppelzimmer, geräumigem Tageslicht-Bad (Cosplayer werden das zu schätzen wissen) und Küche inklusive Kühlschrank, Wasserkocher sowie Sitzecke. Eine frische Flasche Mineralwasser am Tag für jede Person gehörte ebenfalls dazu. Hätten wir das eher gewusst, hätten wir uns auf Selbstversorgung eingestellt. 🙂 Einziger Wermutstropfen: Die Matratzen waren bei allen drei Betten recht hart. Zwei Nächte lang ließ es sich aber dennoch gut darauf aushalten, zumal wir eh nicht zu sonderlich viel Schlaf gekommen sind. Schaute man aus dem Fenster, machte das Hotel seinem Namen alle Ehre. Ein paar Eindrücke gefälligst?

Die nahegelegene Grünanlage sollte man allerdings nicht für Shootings benutzen. Es handelt sich nämlich um einen Friehof. Mit einem eigenen Haustürschlüssel ist es übrigens jederzeit möglich, das Hotel zu betreten und wieder zu verlassen.
Frühstück gibt es hier ab acht Uhr morgens. Damit man dieses nicht verpasst, wird man um sieben von der nahe gelegenen Kirche wach gebimmelt – ob man nun will oder nicht. Das Buffet ist relativ klein, was daran liegen mag, dass nicht viele Besucher anwesend zu sein schienen. Dennoch gab es alles, was man grundsätzlich erwarten würde: Kaffee, Tee, Saft, Brötchen, Brot, Toast, Cornflakes, Aufstriche, Wurst, Obst und Gemüse. Nachgefüllt wurde auch immer recht schnell. Lediglich frische Brötchen haben uns gefehlt. Die angebotenen Aufbackbrötchen haben leider die Angewohnheit, beim Abkühlen sehr schnell auszutrocknen. Besitzerin und Mitarbeiter waren stets freundlich und erkundigten sich stets nach der Befindlichkeit der Gäste. So kam es dann am Sonntag auch zu einem kleinen Plausch über diverse Jugendkulturen und was man sonst noch für Veranstaltungen in der Beethovenhalle besuchen könnte.

Insgesamt machte das Hotel Burgblick bis auf die bereits genannten kleineren Mankos einen positiven Eindruck. Wenn man nicht in direkter Nähe des Veranstaltungsgeländes übernachten und nicht unbedingt auf jeden Cent achten muss, ist es als Con-Unterkunft auf jeden Fall empfehlenswert.

Von der Traufe …

Eigentlich haben Hoshi und ich ja unsere allerersten selbst genähten Cosplays zum Debüt auf der AnimagiC mitgebracht. Angesichts der drückenden Hitze bei immerhin 35°C entschlossen wir uns aber, auf ein Gewitter am nächsten Tag zu hoffen, um unter Perücken und mit Pullunder nicht gänzlich einzugehen. Auch mit leichter Sommerkleidung waren wir innerhalb kürzester Zeit durchgeschwitzt. So manch’ einen Cosplayer beneideten wir an diesem Tag herzlich wenig um seine aufwändige Aufmachung. Hier passt wohl wirklich am besten der Spruch: Wer Cosplay will, muss leiden – und wir waren der Meinung, auf der Hinfahrt vorerst genug gelitten zu haben.
Parken lässt sich problemlos in einem der zahlreichen Parkhäuser rund um das Veranstaltungsgelände. Unser Stellplatz kostete uns immerhin 16,90 EUR für eine Parkdauer für acht Stunden und mehr. Tut zwar weh, ist aber der Preis dafür, etwas weiter ab vom Schuss zu residieren.

Weil wir eine günstige Zeit abgepasst hatten, war es nicht nötig, allzu lange anzustehen ehe man uns unsere bunten Eintrittsbändchen für die nächsten drei Tage an das Handgelenkt geknippst hatte. Ein bisschen blöde, dieses Verfahren, wenn man im Cosplay anreist und Fotos machen möchte, aber da muss man wohl notfalls mit Hilfe diverser Bildbearbeitungsprogramme durch. Und wenn wir schon so viel Geld für einen Con-Besuch ausgeben, dann auch gleich richtig: Mit dem Con-Paket Deluxe erhält man nämlich neben dem dreitägigen Eintritt auch eine Tüte voll gepackt mit kleineren und größeren Überraschungen:

Wie man sieht, keine Plastiktüte, sondern eine richtig stabile Tragetasche, die ein bisschen nach Schwimmflügelchen riecht. Ich kann allerdings nur jedem davon abraten, diese auf irgendwelche empfindlichen, glatten Oberflächen abzustellen. Insbesondere dann, wenn es warm ist. Die Taschen färben nämlich ab, wie wir später im Hotel feststellen mussten.

Zum Inhalt gehörten diesmal ganze zwei T-Shirts mit Aufdruck von High School of the Dead bzw. Supernatural – The Anime Series, ein dreißigtägiges Test-Abo zum Online-Spiel Final Fantasy XIV, jeweils die erste DVD-Volume zu Die Melancholie der Haruhi Suzumiya, Devil May Cry und Ikki Tousen Great Guardians. Außerdem der erste Manga-Band zu Drifters, ein aktuelles AnimaniA-Magazin, ein Animax-Fächer, diverse Manga-Preview-Kataloge, Schlüsselbändchen mit Animax und Devil May Cry Aufdruck, Essstäbchen, Soba-Nudeln, sowie noch eine ganze Latte an Produktkatalogen, Werbeflyern und Gutscheinen. Gerade wegen der Gutscheine lohnt es sich, möglichst bald die Tasche zu inspizieren, denn nicht wenige sind lediglich während der AnimagiC gültig. Der Gutschein für eine vergünstigte Angel Beats DVD-Box kam mir da beispielsweise gerade recht, da ich sowieso vor hatte, die Serie zu kaufen.

Überhaupt bekommt man im Laufe der Veranstaltung so einiges in die Hand gedrückt. Bereits am Eingang passten einen die ersten Verteiler mit bunten Zettelchen ab. Und auch an den Ständen bekommt man beim Kauf noch so einiges mit gegeben. Wer nicht aufpasst, verpasst die eine oder andere Aktion. So konnte man beispielsweise bei Ufa Anime eine Figur zu Madoka Magica abstauben, wenn man auf die ausgeteilte Autogrammkarte wahlweise ein Autogramm von Kalafina (nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, wie sich später herausstellen sollte) oder von Atsuhiro Iwakami ergattern konnte, was ich leider erst zu spät bemerkt habe. Und wenn man schon nicht allzu genau auf die einzelnen Flugzettel schaut, dann reichte auch ein Blick auf den berüchtigten Zaun, welcher auch in diesem Jahr die Außenanlage säumte. Denn anders als im letzten Jahr war dieser nun mit bunten Werbeplakaten gepflastert statt mit einer schlichten weißen Plane.

Der Innenraum der Halle wirkte überraschend weitläufig und aufgeräumt. Zwar gab es viele Besucher, aber selbst am Samstag, wo es die meisten, die nicht die vollen drei Tage gebucht hatten, zur AnimagiC zog, trat man sich nicht gegenseitig auf die Füße – zumindest nicht nennenswert. Dennoch war es an diesem Freitag wegen der großen Hitze nicht gerade angenehm, in der Halle umher zu wandern. Umso erleichterter waren wir, als unser Weg uns als erstes zum Programmpunkt der Charity-Auktion führte. Der große Festsaal, in welchem die meisten der größeren Veranstaltungen stattfanden, war nämlich voll klimatisiert – was für eine Wohltat! Die Füchse von der AnimagiC hatten die besagte Auktion natürlich zu einem sehr günstigen Zeitpunkt angesetzt, zu dem viele Besucher noch ausreichend Geld in der Tasche hatten. Ich meinte mich erinnern zu können, dass es auch damals schon eine Auktion gegeben hatte und dass die Preise dort schon sehr hoch gewandert waren. Aber als Sammler lässt man sich von so etwas ja nicht abschrecken. Die Auktion sollte in diesem Jahr traumatisierten Kinder zugute kommen, denen in einer eigens errichteten Betreuungsstätte nach dem Verlust ihrer Eltern bei der großen Erdbeben- und Flutkatastrophe wieder zurück ins Leben geholfen werden sollte. Na, da bietet man doch gerne. Unter den Artikeln fanden sich dann diverse signierte AnimagiC-Poster und -Programmhefte sowie signierte DVDs und Booklets. Die Highlights waren jedoch auch dieses mal wieder verschiedene Shikishis (Orignalzeichnungen) der jeweiligen Serien-Autoren und Charakterdesigner, beispielsweise aus Cowboy Bebop oder Sword of the Stranger. Den höchsten Preis erzielten dabei zwei sehr schöne Exemplare zur Serie Blue Exorcist. 310 EUR waren diese der Höchstbietenden wert gewesen (und vermutlich noch mehr, bei der Hartnäckigkeit, die da an den Tag gelegt wurde 😉 ). Ich selbst bin da dann doch lieber in weit kleineren Preiskategorien geblieben und habe mir eine signierte DVD-Box von Ouran Highschool Host Club gesichert:

Nicht, dass ich großen Personenkult betreiben würde – um ehrlich zu sein, hatte ich auch nicht wirklich aufgepasst, wer da eigentlich genau seine Unterschrift drauf gesetzt hat – aber ich hielt das aktuelle Gebot, das nur wenig über dem Preis der Box selbst lag, für eine Charity-Auktion einfach für zu niedrig. Da soll noch einer behaupten, ich sei ein fieser Kinderschreck 😉 Die obere Unterschrift gehört jedenfalls zu Masahiko Minami, Präsident des Studio BONES. Die untere könnte von Seiji Mizushima stammen, ebenfalls vom Studio BONES, der im gleichen Jahr auf der AnimagiC gewesen ist. Dafür spricht die Kästchen-Form der Unterschrift. Nur der Inhalt mag nicht so ganz passen. Kann mir wer auf die Sprünge helfen?

… in den Regen …

Nachdem ich nun also schon innerhalb kürzester Zeit an diesem Tag das Portmonee gezückt habe, wurde es Zeit, ein wenig Geld einzunehmen. Die Artikel für unseren obligatorischen Besuch beim Bring & Buy Stand hatten wir bereits bei der Auktion dabei gehabt. Nun wurde es Zeit, diese auch abzugeben. Die Schlange war, obwohl wir extra noch bis nach der Auktion gewartet haben, weiterhin sehr lang. Immerhin flitzte eine Dame der Crew zwischen den Reihen hin und her, um Listennummern zu verteilen. So konnten wir unsere Artikel wenigstens noch während der Wartezeit auszeichnen. Ein Blick nach draußen verriet uns, dass es mittlerweile angefangen hatte, wie aus Kübeln zu schütten. Schon ein wenig grotesk, wenn man an unsere schweißtreibende Anfahrt noch zwei Stunden zuvor denkt. Ein ordentliches Gewitter kam noch dazu, das sich auch mit kleinen Unterbrechungen bis in den späten Abend hinziehen sollte. Uns störte das vorerst nicht groß, denn ehe wir an der Reihe waren, standen wir eine gute Stunde in der Schlange. Dass die ganze Sache nicht wirklich optimal gelöst war, zeigte auch das allgemein dichte Gedränge in dem stickigen Raum, wo sich Verkäufer und Käufer gegenseitig auf den Füßen standen. Vielleicht sollte man für die Zukunft überlegen, den Stand erst nach einer reinen Abgabezeit für den Einkauf zu eröffnen? Anders als bei den bisherigen von uns besuchten Conventions waren hier pro Besucher maximal zehn Artikel je Liste erlaubt. Es wurde aber offensichtlich auch mal mehr abgegeben (für Bekannte?). Und auch der Mindestverkaufspreis von drei Euro war eher ungewöhnlich, wurde aber auch hier nicht so genau genommen. Die Regeln, welche auf der Webseite aufgelistet waren, haben wir wohl gründlich missverstanden, denn wir waren der Meinung, dass keine Bundles (z.B. mehrere Manga einer Serie) abgegeben werden dürften. Das war aber definitiv eine Fehlinformation – so was Dummes. Nächstes Mal sind wir jedenfalls schlauer. Die Provision von 10% entsprach wie immer dem üblichen Rahmen. Und wenn man schon die Taschen so schön geleert hat, muss man doch auch gleich ein paar neue Schätze heben. Die arme Crew hatte sowieso schon ihre liebe Not, alle Artikel ordentlich auszustellen.

… zum Tinitus

Eine kurze Regenpause nutzten wir dann, um uns erst einmal gründlich zu stärken. Ein nahe gelegenes Fast Food Restaurant genügte uns hier zunächst einmal, die langen Schlangen und die zwar nicht billigen aber doch gerade noch fairen Preise vor dem convention-eigenen Catering-Zelt zu umgehen. Ein kurzer Abstecher in den Händlerraum blieb auch wirklich nur sehr kurz, da bereits um 19:00 Uhr geschlossen wurde – ganz zur großen Überraschung etlicher Besucher.

Und weil es so schön war, ging es danach gleich wieder zurück in den großen Festsaal. Inzwischen war es 19:30 Uhr und die Eröffnungsfeier stand an. Dieser wurde im Programm sogar ein eigener Zeitblock zugewiesen, in welchem keinerlei Parallelveranstaltungen stattfanden. Da wir etwas zu früh dran waren konnten wir auch noch die letzten flotten Akte der X’n’Y Dancing Crew betrachten. Bevor es dann richtig losging wurden an alle Anwesenden Masken von Kyubey, dem kleinen, fiesen Tierchen aus der Anime-Serie Puella Magi Madoka Magicaverteilt. Der entscheidende Nachteil dieser Masken war schnell ausgemacht: Es gab keine Augenlöcher. Im Laufe des Abends durften dann alle so maskierten immer wieder aufstehen und fröhlich winken, insbesondere beim Auftritt von Atsuhiro Iwakami, dem Produzenten der Serie. Bevor es endgültig los gehen sollte, wurden dann noch zwei ausführlichere Videospiel-Trailer gezeigt. Dass ausgerechnet auf einer Veranstaltung, auf der auch deutlich jüngere Teilnehmer anwesend waren, ein recht blutiger Trailer zum FSK-18-Spiel Resident Evil abgespielt werden musste, hielten wir, auch wenn auf der Convention ein Probespielen möglich war, mehr als fragwürdig. Die bestimmt schon einigen bekannte Final Fantasy Real-time Tech Demo Agni’s Philosophy bot hier etwas weniger Blut, aber umso mehr Effektfeuerwerk. Bei beiden Filmen fiel aber schon durch Ausfälle in den Hintergrundgeräuschen auf, dass es offensichtlich deutlich an der Tontechnik hakte. Später sollten wir noch einen weiteren schmerzhaften Beweis dafür erhalten.

Zunächst aber wurden alle deutschen und japanischen Ehrengäste ausführlichst vorgestellt. Takaki Kosaka, Präsident des Entwicklerstudios Nitroplus, stellte erfreut fest, wie viele Leute sich für die AnimagiC trotz der parallel stattfindenden großen Sportereignisse eingefunden hatten und resümierte: Die AnimagiC ist viel besser als Olympia. Shoji Sato, der Zeichner der Manga-Serie Highschool of the Dead rief ein fröhliches „Guten Morgen!“ in die Runde und erntete zu seiner Verwunderung ein paar Lacher. Nach einem kleinen Hinweis der Moderation wurde dann aber doch ein verlegen gegrinstes „Guten Abend!“ daraus. Der Produzent Tomonori Ochikoshi brüstete sich hingegen damit, dass er bereits dreißig Bier vertilgt hätte. Sehr glaubwürdig angesichts der legendären Trinkfestigkeit der Japaner. Vermutlich waren es dreißig Sake-Schälchen 😉 Die J-Pop Band Kalafina, deren Konzert direkt im Anschluss stattfinden sollte, meldete sich lediglich per Videobotschaft bei den Besuchern.

Des Weiteren wurden an diesem Abend auch die AnimaniA Awards verliehen, deren Gewinner durch Leservotings bestimmt werden. Ganz neu dabei war in diesem Jahr die Kategorie Bestes J-Game. Die Auszeichnungen gingen an:

  • Angel Beats (P.A. Studio):
    Beste TV-Serie (2455 Stimmen)
    Bestes Studio (2280 Stimmen)
    Bestes Charakterdesign (Katsuzo Hirata, 1361 Stimmen)
  • Kakurenbo – Hide and Seek (Rapid Eye Movies)
    Beste OVA (2496 Stimmen)
  • Arietty – Die wundersame Welt der Borger (Universum Anime)
    Bester Movie (2593 Stimmen)
  • Naruto Shippuden (New KSM)
    Beste Regie (Hayao Date, 2027 Stimmen)
  • Pandora Hearts (Carlsen Manga)
    Bester Manga International (1753 Stimmen)
  • Grimms Manga Sonderband (Tokyopop)
    Bester Manga National (1807 Stimmen)
  • DISSIDIA 012 [duodecim] FINAL FANTASY (Square Enix)
    Bestes J-Game (2568 Stimmen)
  • Gantz – Spiel um dein Leben (Sunfilm)
    Bester J-Movie (3894 Stimmen)
  • Gackt (Gan-Shin Records)
    Bester J-Music-Act (1387 Stimmen)

Des Weiteren wurden die Gewinner des Pimp my Character Wettbewerbs gekürt, bei welchem es alljährlich darum geht, möglichst ausgefallene Manga-Charaktere nebst ihrer persönlichen Geschichte zu entwerfen. Die Werke der Gewinner und viele weitere eingesandte Beiträge wurden auch in einer Galerie für die Besucher ausgestellt.

Nach dieser doch recht lustigen Einführungsrunde ging es nach einer kleinen Umbauphase dann auch schon über in das Konzert eines der am meisten erwartete Showacts in diesem Jahr: Hinterlegt von entsprechenden Videosausschnitten auf der großen Leinwand trugen die drei Damen der Band Kalafina unter anderem die Soundtracks von Puella Magi Madoka Magica sowie Black Butler vor (Hoshi wird sich demnächst noch etwas näher mit dem Konzert beschäftigen). Fotos wurden während dieser Vorführung prinzipiell vom Management untersagt. Selbst die anwesende Presse durfte lediglich während der ersten paar Lieder Aufnahmen machen. Das ist zwar nicht unbedingt ungewöhnlich, zeigte aber bereits jetzt, wie unglaublich unnahbar sich die Gruppe an diesem Wochenende geben würde.

Leider wurden unsere Befürchtungen bezüglich der Musikanlage sehr bald bestätigt. Denn mindestens eine der Boxen in deren direktem Beschallungsradius wir auch noch saßen (rechte Saalseite, wenn man auf die Bühne blickt), war mit der Stimmgewalt Kalafinas immer wieder überfordert und erzeugte gerade bei höheren und lauteren Passagen Tonstürze und sehr unangenehme Geräusche. Dass es nicht nur uns so ging, konnte man auch an den anderen Gästen um uns herum erkennen: Immer wieder war Ohren zuhalten angesagt, um die schlimmsten Schäden zu vermeiden. Zwischen den Gesangseinlagen plauderten die Damen immer wieder mal aus dem Nähkästchen. Ohne minimale Japanisch-Kenntnisse war man hier etwas aufgeschmissen. Ich war aber selbst überrascht, wie viel ich doch verstehen konnte. So erzählten die drei, dass sie zum ersten Mal in Deutschland sind (in Europa allgemein, übrigens), oder machten kleine Witze darüber, wie seltsam Deutsch für Japaner klingt. Ja, die ganzen Kehl- und Zischlaute sind schon eine Klasse für sich, wie eines der Mädels nachahmte. Ein paar abgelesene deutsche Sätze gab es zwischendurch immer wieder obenauf – wahnsinnig süß! Klischees wurden dabei keine ausgelassen: „Ich mohte deutsche Biir trinkeen.“ und „Ich mohte am Lhein Blatwust eesen.“ war da unter anderem zu hören. „Bonn ist supa!“, kam da schon ein bisschen leichter über die Lippen. Lediglich die Frage „Was ist der beste Nachtisch?“ stellte beim letzten Wort eine schier unüberwindbare Hürde dar. Die Antwort „Pudding“ aus dem Publikum sorgte auf der Bühne für verwunderte Gesichter. Ich fürchte, die drei dachten dabei an den britischen Pudding, der in der Regel eher herzhaft als süß ist. Das wäre in der Tat seltsam gewesen – würde aber irgendwie auch zu unseren Landesklischees passen 🙂 Insgesamt war die Show durchaus unterhaltsam. Allerdings wirkte Kalafina auf der Con-Bühne ohne große Deko doch etwas deplatziert. Große Acts wie die drei brauchen meiner Meinung nach etwas mehr Glamour und vielleicht noch einige Musiker im Hintergrund, um so richtig glänzen zu können.

Trotz Tinitus (ungelogen!) in den Ohren folgte im Anschluss die taktische Überlegung, wohin man als nächstes gehen sollte. Im gleichen Saal würde nun eine Vorführung des Kinofilms Ace Attorney, dem Spielfilm zur gleichnamigen Videospielreihe folgen. Allerdings würde die Autogrammstunde von Kalafina, welche zudem unpraktischer Weise die einzige Möglichkeit zum CD-Kauf war, ebenfalls um diese Zeit stattfinden. Etwas seltsam, dass man hier nur ein Autogramm bekommen würde, wenn man auch eine CD kaufte. Die Begründung war, dass auf diese Art lange Schlangen vermieden werden würden und so kein Fan enttäuscht würde. Ha, ha, denkste. Dass für jemanden wie mich, der lediglich an den CDs interessiert war, aber nicht unbedingt an einem Autogramm, keine Alternative geboten wurde, war jedenfalls schon ärgerlich genug. Schließlich würde dies auf jeden Fall lange Warteschlangen bedeuten. Aber es sollte noch dicker kommen. Davon erzähle ich euch allerdings erst im nächsten Bericht, denn wir beschlossen, ganz clever zu sein und uns zur Autogrammstunde kurz vor Ende des Konzerts am Samstag anzustellen, um auf jeden Fall noch dran zu kommen. Die Entscheidung erwies sich in sofern als klug, als dass wir später erfuhren, dass die zweite Vorführung wohl ausgefallen sein soll.

Ace Attorney wurde in japanisch mit englischen Untertiteln vorgeführt. Hierbei handelt es sich um die Verfilmung des ersten Teils der gleichnamigen Videospielreihe für den Nintendo DS. Takashi Miike, auf dessen Konto Filme wie Dead or Alive, Ichi the Killer oder Zatoichi gehen, führte hier Regie.
Phoenix Wright ist Anwalt und ein echter Grünschnabel, der gerade seine erste Verhandlung als Verteidiger erfolgreich hinter sich gebracht hat. Als seine Mentorin Mia Fey kurz darauf ermordet wird, findet er am Tatort deren kleine Schwester Maya vor und bewahrt sie vor einer fälschlichen Verurteilung. Maya ist ein Medium, das fortan regelmäßig ungewollt von Mias Geist besessen wird, um Pheonix aus brenzligen Verhandlungssituationen zu retten. Gemeinsam kommen sie dem düsteren Geheimnis rund um einen eigentlich schon vor Jahren abgeschlossenen Fall auf die Spur. Tatsächlich handelt es sich bei Ace Attorney entsprechend der Vorlage um einen sehr lustigen aber auch etwas trashigen Streifen, welcher viele Eigenheiten und Szenen des Spiels einerseits gekonnt parodiert, ihnen andererseits aber auch eine angemessene Dramatik verleiht. Die Schauspieler, welche den Figuren allesamt wunderbar ähnlich sehen, ohne allzu überzeichnet zu wirken, machen wirklich einen tollen Job, insbesondere wenn es darum geht, die Mimik der einzelnen Charaktere nachzuahmen. Fans des Spiels werden wegen der vielen Anspielungen jedenfalls einen Heidenspaß mit dem Film haben. Aber auch für weniger Eingeweihte gibt es einiges zu lachen. Von uns jedenfalls eine klare Empfehlung.
Leider musste man auch hier unter der schlechten Musikanlage leiden. Denn genauso wie bei den zuvor gezeigten Videospiel-Trailern fielen auch hier immer wieder zeitweise die Hintergrundgeräusche aus.

Um zwei Uhr morgens ging dann letztendlich ein erster, anstrengender Convention-Tag zu Ende. Wie lässt sich dieser Freitag also zusammenfassen? Ich würde sagen: Sitzen – Anstehen – Essen – Sitzen. Wie es uns am Samstag ergangen ist, erzähle ich euch dann demnächst. 🙂

Ein Kommentar

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