AnimagiC 2012 (Tag 2) – Unser erster Tag als Cosplayer

Und weiter geht es mit dem zweiten Teil unserer Reihe über die AnimagiC 2012. An diesem Tag versuchten wir uns zum allerersten Mal als Cosplayer, waren endlich in der Lage, in aller Ruhe den Händlerraum und auch alle übrigen Stände zu inspizieren und standen uns auch dieses Mal, geduldig wie wir ja nun sind, regelmäßig die Beine in den Bauch. Ohne noch viele weitere große Worte geht es weiter nach dem Klick:

Cosplay – Ein harter Job

Wie schon im ersten Teil erwähnt, wurden wir am Samstagmorgen pünktlich um sieben von einer nahe gelegenen Kirche aus dem Bett geklingelt. Der Wecker, ebenfalls auf sieben Uhr gestellt, tat dann sein Übriges, um uns auch wirklich aus den Federn zu schmeißen. Wir erinnern uns: Um zwei Uhr morgens waren wir erst zum Schlafen gekommen. Entsprechend verträumt waren wir allesamt bei Morgentoilette und Frühstück. Die Veranstaltung, die Ginsuji gerne besuchen wollte, ein QA-Panel mit Autogrammstunde mit Shoji Sato, sollte zwar erst gegen elf stattfinden, doch in der Nacht hatte es sich dank Gewitter auf angenehme Temperaturen herunter gekühlt und so wollten Hoshi und ich es endlich riskieren, unsere ersten Cosplays aus zu führen. Zumal ich die letzten fünf Tage vor der AnimagiC in meiner Freizeit nichts Anderes mehr gemacht habe, als zu nähen. Man sollte ja meinen, dass so ein Oberteil mit schlichtem Matrosenkragen recht schnell gemacht sein sollte. Doch weit gefehlt, zumindest wenn man es ordentlich machen will. Für mich ein Buch mit sieben Siegeln, wie das die Leute hinbekommen, die ihre durchaus ausgefeilteren Last-Minute-Cosplays angeblich in nur drei Tagen zusammen klöppeln.

Für diesen Tag sollten wir also Rinka und Kobushi sein, zwei Charaktere aus der noch recht jungen Manga-Serie Tokyo ESP. An sich im Grunde zwei relativ einfache Kostüme. Zwei Faltenröcke und ein Oberteil mussten hierfür genäht und zwei Perücken frisiert werden. Make-Up stellt für mich nach wie vor und trotz regelmäßigen Übens im Vorfeld eine große Herausforderung dar, weshalb ich mich nach wie vor frage, wie sich das manch einer jeden Tag antun kann. Hinzu kommt noch das Hochstecken der Haare sowie rutschsichere Aufsetzen der Perücken – gut, dass ich noch ein paar Haarnadeln extra besorgt habe. So verschnürt ist mein Kopf schon lang nicht mehr gewesen – so angemalt auch nicht. Ein bisschen komme ich mir dann doch vor wie ein Transvestit. Hatte ich erwähnt, dass ich mir extra violette Kontaktlinsen besorgt habe?

Ihr werdet euch denken können, dass wir es natürlich nicht pünktlich um elf zu dem Panel geschafft haben. Vielmehr haben wir nach zweistündiger Vorbereitung um diese Zeit gerade einmal das Hotel verlassen. Bereits im Flur habe ich meine auffällig feuerrote Perücke verflucht und gebetet, dass nun bitte, bitte niemand sein Zimmer verlassen möge. Und überhaupt, dieser Rock ist so kurz und luftig – kein Vergleich zu meinen geliebte Jeans. Erst auf der Straße ist mir dann wieder aufgefallen, dass wir uns in einer doch recht bürgerlichen Wohngegend befanden, in der man in diesem Aufzug garantiert auffallen musste. Oh mein Gott, Ginsuji, schließ das Auto auf, schneeeeell!!!

Gelegt hat sich mein Lampenfieber dann auch erst, als wir endlich wieder im Parkhaus angekommen waren. Hier liefen sowieso so viele bunte Gestalten herum, dass Hoshi und ich direkt spießig daher kamen. Hinter der schützenden Fassade des Zauns habe ich mich aber gleich noch eine ganze Ecke wohler gefühlt.

Aussteller und Händlerraum

Da wir die erste Autogrammstunde mit Shoji Sato nun sowieso verpasst hatten und die zweite Möglichkeit erst Nachmittags stattfinden würde, nutzten wir die Gelegenheit, endlich mal alles eingehend zu untersuchen. Die Besucherzahl war an diesem Tag bereits bedeutend höher als noch am Freitag. Kein Wunder. Schließlich kann sich nicht jeder einfach so an einem Freitag frei nehmen. Neben den Ständen der Verlage und Publisher, welche in bester Messemanier ihre Artikel anboten und kleinere Werbegeschenke wie Buttons, Aufkleber oder Poster verteilten und Gewinnspiele veranstalteten, konnte man, sofern man in den richtigen Ecken suchte, auch die Modelkit- und BJD-Bastler sowie die Go-Ecke besuchen. BJD ist die Abkürzung für „Ball Jointed Doll“ (Puppen mit Kugelgelenken), eine Puppenart aus Japan, welche sich auch in Deutschland bei einigen Sammlern steigender Beliebtheit erfreut. Ich persönlich finde sie mit ihren großen Köpfen und Augen ziemlich gruselig. Schön präsentiert wurden sie aber allemal.

Direkt daneben befand sich der Stand des Modelkit Universe, das sich mit Bausätzen aus zu Anime, Manga und Videospielen beschäftigte. Gegen einen kleinen Obolus für die Materialien bot man hier auch einen Workshop für Anfänger an. Um Ginsuji nicht auch noch die nächste Autogrammstunde zu verderben, haben wir darauf allerdings verzichtet. Stattdessen haben wir uns darauf beschränkt, die wunderschönen, handbemalten Ausstellungsmodelle zu begutachten, welche teilweise auch zum Kauf angeboten wurden. Eine kleine Tombola gab es obendrein. Glück hatten wir dabei aber leider keines.

Begab man sich die Treppen nach oben, führte es einen hinauf auf eine Galerie. Hier konnte man sich vor allem zeichnerisch kreativ austoben. Neben einem großen Tisch, an dem man nach Herzenslust mit Copic Markern malen konnte, stellte der Zeichenkurs Manga Hamburg auch etliche Wacom Touch-Tablets aus, an denen man seinen Fähigkeiten im digitalen Zeichnen mit Photoshop unter Beweis stellen konnte. Angesichts einiger Werke, die dort entstanden kam einem als Freizeit-Gelegenheits-Zeichner doch sehr schnell Frust hoch. Bloß schnell wieder weg *schnief*.

Der Händlerraum war ebenfalls schon eine ganze Ecke voller als noch am Vortag. Dennoch war weitestgehend Platz, um alles in Ruhe zu begutachten. Nur war es bereits merklich stickiger geworden. Trotz recht großer Auswahl an Händlern wurden zumeist Standardartikel und leider auch nicht wenige Produktfälschungen angeboten. Lediglich ein Stand mit englischen DVDs einiger älterer Serien konnte mich so wirklich fesseln und ich musste mich schon ziemlich zurückhalten, nicht an Ort und Stelle das halbe Sortiment aufzukaufen. Ein anderer Stand wartete mit echtem Melonpan (Melonenbrötchen) auf, woanders wurden Wundertüten verkauft. Ich erblickte auch tatsächlich das zweite Kale-Kissen, von dem ich euch schon im Hanami-Bericht erzählt habe. An diesem Tag war es aber nicht fällig – noch nicht 😉

Zurück im Ausstellungsraum der Verlage mussten wir feststellen, dass sich eine halbe Stunde vor dem angekündigten Signiertermin bereits eine kleine Schlange vor dem Carlsen Comics Stand gebildet hatte. Höchste Zeit also für Ginsuji, sich ebenfalls einzureihen. Während der Gute wartete, mussten wir uns derweil eine andere Beschäftigung suchen. Wie gut, dass direkt nebenan eine Fotoaktion von EMA stattfand. Hier konnte man ein Foto von sich im Cosplay anfertigen und ausdrucken lassen. Mit etwas Glück bzw. den Wählerstimmen aus dem Internet auf seiner Seite, konnten man hier Gutscheine für MyCostumes gewinnen. Nun gut, wirkliche Chancen hatten wir mit unseren einfachen Kostümen sowieso nicht. Aber immerhin konnten wir für ein paar Lacher sorgen, indem wir Kobushi Rinka mal eben am Schlafittchen packen ließen. Etwas ungünstig zur Kamera, aber das Posing üben wir ja schließlich noch. Was mir allerdings mal wieder ziemlich sauer aufstößt ist die Tatsache, dass die ganze Auswertung über Facebook stattfinden soll. Muss man wirklich wegen jedem Mist auf diese Community gedrängt werden? Wie dem auch sei, wir hatten jedenfalls unser erstes Cosplay-Foto für diesen Tag im Kasten. Und es sollte nicht das letzte sein. Als wir uns für einen kurzen Moment trennten, um uns umzuschauen, sprach mich jemand mit einem „Entschuldigung?“ an und als ich mich umdrehte, hielt ein Mann vorsichtig eine Kamera in die Höhe. Wie? Was? Jemand will ein Foto von mir? Aber ich hab’ doch gerade meine doofe Tasche um und keiner zum Halten da – verdammt. „Mment“, nuschelte ich. Passend zum Kostüm hatte ich mir nämlich gerade einen Lolli in den Mund geschoben. Ganz schlechter Moment. Entschlossen schob ich die Tasche irgendwo an die Seite und versuche, mich irgendwie passend in Pose zu bringen. Hätte ich doch bloß im Vorfeld anständig üben können. Knips – das war’s auch schon. Meine erste Anfrage zu einem Cosplay-Foto. Ob ich es wohl irgendwo zu sehen bekommen werde? Oder wird es einfach im stillen Kämmerlein verschwinden?

So langsam rückte Shoji Satos Signiertermin näher und Ginsuji war nun angesichts einer Schlange, die mittlerweile einmal durch den Verlagsraum und bis hinein in die Händlerräume reichte, doch recht froh, sich rechtzeitig angestellt zu haben. Extra hierfür hatte er sich noch einmal die Full Color Edition von Highschool of the Dead gekauft – zum zweiten Mal, weil er sein Exemplar zu Hause vergessen hatte. Nach einer halben Stunde warten war es dann auch endlich soweit. Shoji Sato rückte mit einer kleinen Delegation aus seinem Verlag an und erfüllte geduldig die Wünsche der Wartenden. Für staunende Gesichter und hochschnellende Fotoapparate sorgte zwischendurch ein hoch gewachsener Cosplayer in einem beeindruckenden LARP („Live Action Role Play“) Kostüm eines Kriegers. Da wir Deutschen für die Japaner optisch im Allgemeinen eher hart und wild wirken, war der Auftritt offensichtlich gleich doppelt eindrucksvoll. Eigentlich hätte ich zusätzlich noch viel mehr Highschool of the Dead Cosplayer erwartet. Diese waren auf der AnimagiC aber recht rar gesät, auch wenn es tatsächlich welche gab. Fragte man höflich an, konnte man neben einem Autogramm auch ein kleines Shikishi ergattern. Für Ginsuji also sein Lieblingscharakter Saeko. Und hier ist er, sein neuester Schatz, für den er insgesamt eine Stunde Warten in Kauf genommen hat:

Ab auf die Außenanlage

So viel Schlange stehen macht natürlich hungrig. Und da wir noch die Essensgutscheine über einen Euro in der Tasche hatten, die jeder Besucher am Anfang bekommen hat (okay, jeder bis auf Ginsuji), mussten wir dann doch einmal das Menü der Sushi-Bar Kugelfisch austesten, welches hier für das Catering zuständig war. Dass man ausschließlich im Freien essen konnte, war allerdings mehr als blöd geregelt angesichts der Tatsache, dass es natürlich auch an diesem Tag in regelmäßigen Abständen geregnet hat. Zwar waren die Sitzgelegenheiten von großen Schirmen überspannt, die nützten aber in den meisten Fällen herzlich wenig. So wurde die Anzahl der brauchbaren Sitzgelegenheiten mehr als halbiert. Serviert wurden sowohl diverse japanische Spezialitäten wie Nudeln und Yaki-Spieße, aber auch ganz klassisch Alfalfa-Sprossen Pommes. Zu trinken gab es – hätte jemand etwas anderes vermutet? – natürlich auch hier: Bubble Tea. Und wie schon so oft müssen wir uns fragen: Wer zum Donner trinkt dieses Zeug eigentlich freiwillig? Eine kleine Geschichte habe ich übrigens noch so am Rande mitbekommen: Auf der AnimagiC gibt es tatsächlich offizielle Pfandsammler, welche weggeworfene Flaschen und Dosen einsammeln und diese einem guten Zweck zukommen lassen. Na, das ist doch mal eine feine Sache.

In unserem persönlichen Tagesprogramm folgte die Lolita-Modenschau auf der Außenbühne, welche von dem Online-Portal Dunkelsüß veranstaltet wurde. Lolita ist ein Modetrend aus Japan, welcher mittels bestimmter Kleider- und Schuhschnitte vor allem zum Ziel hat, innerhalb des gewählten Lolita-Typs möglichst niedlich und kindlich zu wirken. Wer sich mit der Materie noch nicht so recht auskannte, bekam hier die einzelnen Stile wie Country-, Sweet- oder Gothic-Lolita am lebenden Beispiel erklärt. In einem später stattfindenden Panel standen einem die Lolita-Profis dann mit Rat und Tat zur Seite. Gerade Frauen mit asiatischem Aussehen haben hier meiner Meinung nach einen entscheidenden optischen Vorteil. Aber was eine echte Lolita ist, weiß natürlich, wie man die persönliche Ausstrahlung am besten zur Geltung bringt.

Ihre ganze Ausstrahlung legten übrigens auch noch einmal Kalafina an den Tag, als sie für Pressefotos an der großen Beethoven-Statue auf dem Veranstaltungsgelände posierten. Immer wieder neue Posen wurden eingenommen und der persönliche Sonnenschirmhalter, der ihnen auf Schritt und Tritt folgte, musste sich ziemlich verbiegen, um den Damen einerseits Schatten zu spenden und andererseits nicht den Kameras im Weg zu sein. Ja, ja, Japaner und ihr Hang zu weißer Haut. 😉 Wer gerne ein kleines Making-Off-Foto dieses Shootings gemacht hätte, wurde allerdings sehr schnell verjagt bzw. hatte fast sofort einen Ordner vor der Linse stehen. Das ist zwar auch ein Stück weit verständlich. Trotzdem verstärkte es nur noch mehr den Eindruck einer sterilen Heile-Welt-Seifenblase rund um die Gruppe, den man schon während des Konzertes bekommen hatte. Sehr schade, ich hätte euch gerne ein bisschen mehr von den dreien gezeigt.

Kleines Shooting am Rheinufer

Zurück in der Halle bemerkten wir, dass Inga Steinmetz, Zeichnerin der Freche Mädchen-Mangas und ihrer neuesten Erotik-Serie Alpha Girl gerade am Tokyopop-Stand anwesend war (in ihrem Blog findet man ebenfalls einen AnimagiC Bericht). Stimmt, da war doch etwas. Im Vorfeld hatte ich nämlich auf Animexx an einer Abstimmung für ein Motiv für einen limitierten Posterdruck anlässlich der AnimagiC teilgenommen. Unter allen Teilnehmern wurde ein Druck des Gewinner-Motivs verlost und ich hatte zufällig das Glück gehabt. Nun bin ich also glückliche Besitzerin eines limitierten Posters von Inga Steinmetz mit Autogramm und sogar mit Widmung. Und das alles ohne Anstehen. Sammler-Herz, was willst du mehr? 🙂

So langsam mochten Hoshi und ich unsere Kostüme ein wenig in Szene setzen. Vom letztem Jahr hatten wir gehört, dass sich nicht wenige Cosplayer auch inoffiziell am Rheinufer hinter der Beethovenhalle treffen. Einerseits, weil sie sich die Tickets nicht leisten können (was dank der neuen Außenbereichs-Tickets kein ganz so großes Problem mehr darstellte), andererseits weil es doch ein recht schöner Ort für Fotos ist. Auch für örtliche Besitzer mobiler Verkaufsstände schien dieser Treffpunkt inzwischen ein heißer Tipp zu sein. Jedenfalls wurde der Con-Speiseplan hier zusätzlich durch Eis und Crepes ergänzt. Das mussten wir uns doch mal aus der Nähe anschauen und bei der Gelegenheit Ginsuji irgendwie dazu bringen, anständige Fotos zu machen – eine ziemliche Herausforderung, nebenbei bemerkt. Auch wenn er der festen Überzeugung war, dass es wohl an den schlechten Models liegen müsse. Vermutlich eine Mischung aus beidem, aber es stand zwei zu einer Stimme gegen ihn 😉 Wie dem auch sei: Drei blinde Hühner müssen zwangsläufig auch ein paar Körnchen finden.

Zeit sich auch endlich mit dem zweiten großen Musik-Act dieser Convention zu beschäftigen: Kanako Ito, bekannt durch ihre Soundtracks zu Titeln aus der Videospiel-Schmiede Nitroplus wie Steins;Gate oder Saya no Uta überzeugte auf der Außenbühne durch tolle Lieder von rockig bis traurig, leidenschaftliches Auftreten, viel Herzlichkeit und eine Spur Verrücktheit. Wie sie passend bemerkte, hatte es den ganzen Tag immer wieder geregnet. Doch jetzt, da sich alle mit ihr zusammen gefunden hatten, kam die Sonne heraus. Ich glaube, die Dame war selbst überrascht, wie bekannt ihre Lieder auch in Deutschland sind, obwohl weder ihre CDs noch die entsprechenden Spiele hierzulande erschienen sind. Ich wüsste die Antwort. Wer noch? 😉 Während des Konzerts holten Hoshi und ich uns noch die zweite Foto-Anfrage des Tages ab. Ich denke, das ist kein schlechter Schnitt für zwei relativ simple Kostüme. Kein Vergleich freilich zu manch anderem Kostümierten. Dieser Totoro zum Beispiel konnte kaum das Gelände betreten und kam wegen der vielen Fotografen lediglich zentimeterweise vorwärts:

Wenn man sich als eine der bekanntesten Figuren der Anime-Welt verkleidet, muss man nun einmal damit rechnen, dass unzählige verrückte Fans ein Foto wollen. Verrückte Fans wie unsere liebe Totoro-Fanatikerin Hoshi beispielsweise 😉

Und noch einmal anstehen

Gegen Abend stand nun auch das zweite Kalafina-Konzert an. Wie bereits im Artikel zum ersten Tag erwähnt, hatten wir beschlossen, ganz schlau zu sein und und kurz vor Ende dieses Konzertes bei den Räumlichkeiten zur Autogrammstunde anzustellen. Wir waren zwar eine Stunde zu früh dran, dennoch hatten sich die ersten hier bereits in Position gebracht. Wir verbrachten die Stunde vor allem mit Schlange stehen, Lollis lutschen und Blödsinn schwätzen. Im Grunde hatten wir eine recht gute Position ergattert. Nur kurz nach unserer Ankunft füllte sich die Halle auch hinter uns mit etlichen Wartenden. Zwischendurch führte das japanische Fernsehen Interviews mit den Leuten. Der Spruch des Tages: „Entschuldigung, sprechen Sie Deutsch?“ mag zwar angesichts der Tatsache, dass es sich um eine deutsche Convention handelt, im ersten Moment etwas unbeholfen wirken. Bedenkt man aber, dass die AnimagiC inzwischen auch internationales Publikum anzieht, ist sie schon gar nicht mehr so doof.
Ein paar Minuten bevor die Autogrammstunde los gehen sollte, wurde eine Lautsprecherdurchsage gemacht, die man zunächst nur schwer verstehen konnte. Dass nur 60 CDs für diesen Abend verfügbar sein sollten, da hatten wir uns doch hoffentlich gerade verhört. Die plötzlich zahlreich auftauchenden Mitglieder der AnimagiC-Crew – die man wegen einiger Individuen, welche zwar definitiv nach uns angekommen waren aber trotzdem inzwischen vor uns in der Schlange standen, gerne früher zu Gesicht bekommen hätte – ließen dann aber keinen Zweifel an der Richtigkeit dieser Ansage. Die Schlange wurde nun in drei Gruppen aufgeteilt: Eine, welche auf jeden Fall noch eine CD bekommt, eine sehr kleine Vielleicht-Gruppe (unter der auch wir uns befanden), sowie der große Rest, der direkt wieder fort geschickt wurde. Bei manch’ einem Wartenden schlug nach einem vergeblichen Versuch am Freitag der Blitz sogar gleich zweimal ein. Entsprechend groß war auch der Unmut. Laut Aussage einiger Crew-Mitglieder soll dieses Problem die Orga tatsächlich ebenso überraschend getroffen haben wie die Besucher selbst. War es also die reine Schuld des Managements von Kalafina, dass man sich nicht früher überlegen konnte, dass man nicht mehr genug CDs vorrätig hatte? Von den „Vielleichts“ hat es dann letzten Endes auch tatsächlich nur eine Person geschafft. Nach einer guten Viertelstunde war die Signier“stunde“ gelaufen. Da Kalafina zudem noch eine halbe Stunde verspätet aufgetaucht sind, haben wir also summa summarum zwei Stunden angestanden – für nichts. Und das, obwohl das durchaus hätte vermieden werden können. Da fragt man sich natürlich, weshalb man nicht schon weit früher hätte Bescheid geben können und warum zum Donner wirklich nur Autogramme im Zusammenhang mit den CDs gegeben wurden und nicht wenigstens die versprochene Autogrammstunde anständig zu Ende geführt wurde. Von der Möglichkeit eines offenen Verkaufs möchte ich schon gar nicht mehr reden. Ein solches Vorgehen legt zumindest die Vermutung nahe, dass man eventuell Angst hatte, nicht genügend Ansturm auf die drei Mädels für die japanische Presse generieren zu können. Zum allgemeinen Unmut trug außerdem bei, dass selbst später im Nachhinein nicht eine Entschuldigung für diese Art, mit den Fans umzugehen, kam. Auch verwunderlich ist, dass zwar nach Bekanntwerden des Problems plötzlich etliche Helfer wie aus dem Nichts auftauchten, diese aber vorher nicht präsent gewesen sind, um die Warteschlange anständig zu ordnen (das soll wohl schon am Vortag ein Problem gewesen sein). Überhaupt hat man sich anscheinend vom Management ziemlich auf der Nase herumtanzen lassen. Das ist zwar verständlich angesichts der Verlockung einen richtig großen Act präsentieren zu können. Aber musste das wirklich sein?

Insgesamt verstärkte das alles doch sehr den Anschein, dass die ganze Veranstaltung über krampfhaft an einem schönen Schein gearbeitet wurde, bei dem die deutschen Fans gnädiger Weise die Statisten für die Journalisten spielen durften. Eine ziemliche Dreistigkeit, wenn man bedenkt, dass auch in Japan die Urheberrechtslobby in letzter Zeit nicht gerade untätig war und neue Gesetze durch das Parlament gepeitscht hat. So sehr ich auch dafür bin, das was man gut findet auch finanziell zu unterstützen: Bei Vorstellungen wie diesen sollte man sich meiner Meinung nach nun wirklich nicht wundern, wenn interessierte Fans sich anderweitig versorgen. Wie man vielleicht merkt, ist auch nach Tagen unser Unverständnis für diese Sache nicht abgeklungen. Wir waren an diesem Abend jedenfalls mehr als bedient.

Eigentlich hatten wir noch vor gehabt, die kostenlose AnimagiC After-Show-Party Visual Culture im Bonner Club Backstage zu besuchen, wo an diesem Abend hauptsächlich J- und K-Music gespielt werden sollte. Aber das haben wir wegen dann wegen schmerzender Beine und akuten Unmuts doch gelassen. So kamen wir an diesem Tag wenigstens relativ früh ins Bett.

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