Hanami 2013 (Tag 1) – Flüssiger Sonnenschein

Hanami 2013: Loverin TamburinDiejenigen, die aufmerksam unserem Twitter-Account folgen, haben es ja bereits mit bekommen: Auch in diesem Jahr waren wir wieder auf der Hanami im Pfalzbau Ludwigshafen zu Gast. Nachdem Ginsuji also fleißig schon einige Live-Tweets und das eine oder andere aktuelle Foto verbreitet hatte, werde ich mich nun wieder an einem ausführlichen Convention-Bericht machen. Los geht es in unserem ersten Teil mit reichlich Regen, einem vergessenen Ticket, der Band Loverin Tamburin (Bild rechts) und süßen Eierspeisen.

Inhalt

Hanami, wir kommen!

Glücklicher Weise liegt der Veranstaltungsort der Hanami für uns so günstig, dass es hier auch in diesem Jahr keine Hotel-Übernachtung für uns braucht. Nachteil bei der Sache ist allerdings, dass einem bereits der erste Blick aus dem Fenster jegliche Hoffnungen auf einen trockenen Tag nimmt. “Flüssige Sonnenstrahlen”, sollte unser Ginsuji die immer wiederkehrenden Regenschleier am Ende des ersten Veranstaltungstags noch liebevoll nennen.

Die erste kleine Katastrophe des Tages ereignete sich bereits während der Hinfahrt, da wir auf halbem Wege feststellten, dass Hoshi ihr Zwei-Tages-Ticket vergessen hatte. Denn anders als im letzten Jahr hatten wir uns diesmal – mehr einem Programmierfehler im Bestell-Formular geschuldet – die Tickets per Post zustellen lassen. Nach dem ersten Schrecken einigten wir uns darauf, ein Tagesticket zu besorgen und erst abends das andere wenigstens für den nächsten Tag bei ihr zu Hause ab zu holen. Ob sich da vielleicht noch etwas machen lassen würde, wenn man dieses später vorlegt? Wir würden sehen.

Wie auch schon im letzten Jahr hatten wir und teils auch unser Navigationsgerät unsere liebe Not mit der Straßenführung im angrenzenden Mannheim sowie in Ludwigshafen selbst – aber diesmal waren wir ja schon geübte Besucher und so konnten wir weitestgehend ohne Probleme die noch freie Tiefgarage direkt unter dem Pfalzbau erreichen. Hier hatte sich nicht viel geändert. Faire vier Euro am Tag erwarteten uns auch heute. Kein Wunder also, dass die Garage bereits kurz vor der eigentlichen Eröffnung voll war. Eine Neuerung fiel uns direkt beim Betreten des Theaterplatzes vor dem Pfalzbau auf. An die Stelle des großen Händler-Zeltes war nun eine Außenbühne getreten. Die den Platz umschließenden kleineren Händlerzelte bildeten nun einen richtigen Marktplatz. Dieser Aufbau hatte drei entscheidenende Vorteile: Einen weiterer Schauplatz für Veranstaltungen, mehr Platz für Bänke und Tische, an denen man essen konnte sowie dass einem das teils doch sehr dichte und stickige Gedränge im einzelnen Händlerzelt erspart blieb. Auf der anderen Seite hatten bei der aktuellen Wetterlage allerdings einige Händler ihre liebe Not, ihre Waren trocken zu halten. Zudem gab es so bedeutend weniger Möglichkeiten, sich unter zu stellen – zumindest für die Besucher ohne Ticket.

Ticketabholdung sowie Tageskasse waren in diesem Jahr innerhalb des Gebäudes angelegt und auch die Warteschlangen wurden zwar außen um das Gebäude geleitet, das jedoch stets unter Überdachungen hindurch, sodass das Anstehen kein ganz so nasser Spaß werden würde wie im letzten Jahr. Insgesamt waren das schon vor Betreten des Gebäudes eine ganze Reihe angenehmer Neuerungen. Beim Kauf ihres Tagestickets musste Hoshi dann aber doch sehr stark schlucken – in der Vorbestellung hatte uns ein Wochenend-Ticket jeweils 25 Euro gekostet. Nun musste sie an der Tageskasse immerhin 22 Euro allein für den Samstag zahlen. Problematisch könnte eine Erstattung allein aufgrund der Tatsache werden, dass die Tickets in diesem Jahr durchweg nicht personalisiert waren. Auch eine weitere Sicherung wie ein reflektierendes Sicherheitsband fehlten zur Gänze, sodass man sie mit ein wenig krimineller Energie und einem guten Laserdrucker sehr leicht hätte vervielfältigen können – nicht, dass ich die QR-Codes aus dem letzten Jahr für sinnvoller gehalten hätte. Auch auf ein Programmheft musste der interessierte Besucher in diesem Jahr leider verzichten. Glücklich, wer sich zuvor das Programm im Internet ausgedruckt oder ein Smartphone zur Hand hatte.

Einlass war pünktlich um zehn Uhr. Immerhin hatten wir uns bereits im Vorfeld informiert und wollten uns in diesem Jahr am Workshop für japanisches Kochen versuchen. Dieser würde zwar erst später am Tag stattfinden, allerdings musste man sich vorher anmelden. Gegen eine kleine Teilnahmegebühr von weiteren fünf Euro im Con-Büro war dies kein Problem. Mit der frühen Anmeldung waren wir drei aber dennoch gut beraten gewesen. Von den gerade einmal zwanzig Plätzen waren bereits etliche belegt. Auch unsere Waren für das Bring’n’Buy konnten wir dank Voranmeldung in diesem Jahr überraschend schnell abgeben und schafften es so (fast) exakt pünktlich zur Eröffnungsveranstaltung nebst Gruppentanzeinlage um halb elf.

Klassische Klänge mit Toru Weber

Hanami 2013: Toru WeberAuf der Hanami bietet man neben Anime und Manga seit jeher auch andere kulturelle Programmpunkte an. Im Rahmen dessen folgte nun ein Konzert des Pianisten Toru Weber (zwischendurch versehentlich anmoderiert als “Toru Schneider”). Für uns eine willkommene Abwechslung und sehr zu meiner persönlichen Freude. Denn neben modernerer Musik mag ich klassische Klänge besonders gern. Gleich zu Anfang gab es die große Bitte, doch bis zum Ende zu bleiben, da ein ständiges Kommen und Gehen sich eher störend auswirken würde. Allerdings hat man bei alledem offensichtlich vergessen, auch den Zutritt neuer Zuschauer zu unterbinden. So kam es zwangsläufig zu regelmäßigen Störungen, die auch der Pianist ab und an mit Zwangspausen würdigte. Auch die teils sehr laute Musik aus dem Nebenraum hätte man durch bessere Raumplanung vermutlich vermeiden können. Sehr schade und unserer Meinung nach zwei Punkte, bei denen noch Bedarf zur Nachbesserung bestünde.

Vorgetragen wurden in dem leider nur halb vollen Saal bekannte Stücke, insbesondere aus der Videospielwelt von Final Fantasy und Kingdom Hearts. Aber auch Anime-Größen wie Mein Nachbar Totoro aus dem Hause Ghibli oder Pokémon waren vertreten. Trotz aller Störungen eine wirklich angenehme Entspannung vom stressigen Arbeitsalltag.

Sushi Ninja! Japanisch kochen

Hanami 2013: Sushi ZutatenLeider konnte ich mir auch dieses Mal nicht die neueste Comedy-Show von Shinji Schneider (zwischenzeitlich anmoderiert als “Toru Shinji”) anschauen, denn diese schnitt sich mit dem Koch-Workshop der Deutsch-Japanischen Gesellschaft. Als Dozentin begrüßte uns Satoko Kuruta-Esser zur fröhlichen Sushi-Zubereitung. Da es im Workshop-Raum keine Küche gab, wurden bereits vorbereitete Zutaten mitgebracht, welche wir Teilnehmer nur noch klein zu schneiden brauchten, um sie dann mehr oder weniger elegant zu den berühmten Häppchen zu verarbeiten. Das alles unter der geduldigen und freundlichen Anleitung unserer Dozentin mit etlichen hilfreichen Tipps und einigen Anekdoten aus dem Familienalltag. So wurde sowohl uns als auch den übrigen Teilnehmern sehr bald schmerzlich bewusst, dass wir uns im Umgang mit japanischem Klebereis nicht viel geschickter anstellten als ein dreijähriges Kind, das man mit Essstäbchen auf Sushi los ließ. Trotz aller klebrigen Widrigkeiten konnten sich unsere Ergebnisse aber durchaus sehen lassen:

Hanami 2013: Nigiri SushiVorbereitet wurden Nigiri Sushi mit Räucherlachs oder süßem(!) Ei, welches überraschend gut schmeckte. Für mich die beiden Sorten der Wahl, denn den Nori genannten Algenblättern kann ich persönlich nicht viel abgewinnen – ganz im Gegensatz zu Hoshi und Ginsuji. Außerdem konnten Maki-Sushi wahlweise in vegetarischer Variante oder mit Krebsfleisch gerollt werden. Naschen war zwischendurch erlaubt und so kam es, dass bereits ein Großteil der schmackhaften Häppchen verspeist war, noch ehe man sich in großer Runde zusammen gesetzt hatte, um das gemeinsame Werk mit einem Becher heißen Grüntee brüderlich zu teilen. In der Runde durften dann auch noch weitere Fragen gestellt werden, wobei ich mir gleich das Rezept für das Tamagoyaki genannte süße Ei für euch gesichert habe – dazu aber später einmal mehr, wenn ich die Zubereitung selbst ausgetestet habe.

Satoko Kuruta-Esser gibt übrigens auch diverse Kochkurse an der Volkshochschule Heidelberg. Wer also in der Nähe wohnt und sich eventuell auch für andere Themen außer Sushi interessiert, kann sich diesbezüglich problemlos auch ohne aktuelle Convention weiterbilden.

Romeo & Julia – Japanische Art

Hanami 2013: Monogatari - Romeo X JulietUnser kleiner kulinarischer Exkurs war zeitig beendet und so schafften wir es noch in die Bühnenshow der recht jungen Showgruppe Monogatari. Bereits angestachelt durch einen eigens angefertigten Trailer war ich schon gespannt auf die Interpretation des Anime Romeo X Juliet, welche zugleich das allererste Bühnenstück der Gruppe darstellt. Beeindruckend von Anfang an ist die umfangreiche Auswahl an sehr aufwendigen Kostümen. Insbesondere Dani in der Rolle von Juliet musste im Laufe des Stücks mehrfach die Kostümierung wechseln. Den verfügbaren Platz auf der Bühne füllte man gerne mit Gruppenszenen wie einen großen Ball oder “Standbildern” aus. Letzteres wurde von Fotografen sicher sehr dankbar angenommen. Dabei blieb man stets beim einfachen Schauspiel mit einigen Tanzeinlagen und Fahnenspiel ohne groß ins Musical abzudriften. Jedoch machte die Bühnentechnik regelmäßig Probleme, sodass Mikrofone teils zu spät einsetzten, was unweigerlich zu unverständlichen Dialogen oder unfreiwilligen Wiederholungen führte.

Hanami 2013: Monogatari - Romeo X JulietDie größte Schwäche abseits der Technik offenbarte sich allerdings ganz allgemein in der Zusammenfassung der vollständigen 26-teiligen Serie in ein einstündiges Bühnenspiel. Der Anime bietet doch etliche Besonderheiten im Vergleich zu Shakespeares berühmten Theaterstück, die gerade denjenigen ohne Vorkenntnisse in dieser Vorführung nur schwer begreiflich gemacht werden konnten. So hatten wir am Ende doch einen etwas enttäuschten Ginsuji mit einem unübersehbaren “WTF?!” im Gesicht in unserer Runde sitzen. Das tat der Begeisterung des übrigen Publikums insbesondere bei der obligatorischen Kussszene jedoch keinen Abbruch und am Ende wurde sogar zur Überraschung der gesamten Showgruppe eine Zugabe gefordert.

Gruppenkuscheln mit Loverin Tamburin

Hanami 2013: Loverin TamburinFür den nun folgenden Showact wurden zwecks Umbau alle Besucher gebeten, den Saal zu verlassen, was wir mit einer kurzen Einkaufstour problemlos zu überbrücken wussten. Für den rockigen Part des Tages würde sich nun die japanische Band Loverin Tamburin verantwortlich zeigen. In ihrem Heimatland machten sich die fünf Bandmitglieder unter dem Label Goma Studio vor allem mit dem Opening Song zum Disgaea Anime sowie dem Ending zu Nanatsuire Drops einen Namen. Außerdem gehören diverse Cover Songs zu ihrem Reportoire wie ein eigenes Ghibli Album oder auch der berühmte Dragonball Z Opener Chala-Head-Chala. Letzterer wurde auch prompt unter begeistertem, allerdings nicht ganz (japanisch) textsicherem, Gröhlen der anwesenden Fans zum Besten gegeben. Leider zeigten sich auch hier einige Schwächen in der Technik. So war die Musik insgesamt eher mäßig abgemischt. Der sehr kräftige Bass übertönte einen nicht unerheblichen Teil des Gesangs.

Zwischendurch gab es wie meist üblich ein paar Gespräche mit dem Publikum, wobei der stets artig auf Zuruf heraneilende Übersetzer scheinbar reichlich Sympathiepunkte bei Sängerin Aya gesammelt hatte 😉

Hanami 2013: Loverin Tamburin

Die Gespräche lagen im üblichen Rahmen. Das Interesse der japanischen Besucher an deutschem Bier ist nach wie vor ungebrochen. Nur musste die zu junge Sängerin im Gegensatz zu ihren Musikern auf den Genuss verzichten. Dafür konnte sie sich später über eine ganz andere und (nicht nur) für sie sicher äußerst überraschende Art der deutschen Gastfreundschaft freuen: Auf einer deutschen Convention zu erzählen, dass man am liebsten jeden einzelnen Gast einmal knuddeln würde, kann sehr leicht in Gruppenkuscheln auf der Bühne ausarten. Selbst die anwesenden Helfer wurden von soviel Nächstenliebe ein ganzes Stück weit überrumpelt.

Im Anschluss an das Konzert verteilte die Band noch fleißig kostenlose Poster mit Autogrammen. Auch hier schien man vom Ansturm auf die Objekte der Begierde äußerst überrascht. Jedenfalls führte die kleine Autogrammstunde, welche – aus welchem Grund auch immer – unter der Treppe zum großen Saal abgehalten wurde, zu einigen Behinderungen. Loverin Tamburin freuten sich jedenfalls sehr über die Aufmerksamkeit. Auch Ginsuji und ich holten uns unsere signierten Poster ab – auch wenn uns ein CD-Verkauf lieber gewesen wäre. Auf einen solchen haben wir nämlich leider vergeblich gehofft.

Von Essen und Recycling

Nach dem Konzert neigte sich unsere Tagesplanung so langsam dem Ende zu. Für den Abend stand noch der große Kostümball an, an welchem wir aber auch in diesem Jahr nicht teilnahmen. Statt dessen meldete sich unser alter Bekannter Hunger zu Wort, denn so ein paar Sushi-Happen halten nun wirklich nicht lange vor. In Sachen Catering erwarteten uns eine positive und eine weniger positive Überraschung. Zwar hatte sich die Auswahl an japanischen Speisen im Vergleich zum letzten Jahr ehrheblich verbessert. So standen diesmal beispielsweise Yaki-Spieße, Onigiri und Sushi auf dem Speiseplan. Und offensichtlich hatte man es in diesem Jahr auch geschafft, das Essen zuzubereiten ohne vorher alles ins Haupthaus und wieder zurück schaffen zu müssen. Allerdings war auch nahezu alles, was von Pommes mit Mayo abwich, sehr teuer ausgefallen. So kam man allein mit einem Portiönchen gebackenes Huhn mit Reis auf stolze 8,50 EUR. Ein einzelner Yaki-Spieß war für 1,50 EUR noch erschwinglich, machte aber auch nicht nennenswert satt.

Hanami 2013: Yaki-Spieße & Gebackenes Huhn

Ginsuji und ich trugen es mit Fassung und waren sowieso recht bald von dem seltsamen Schauspiel abgelenkt, welche sich derweil auf der Außenbühne abspielte: Der “Mülltüten Cosplaywettbewerb” neigte sich in eben diesen Minuten dem Ende zu und enthüllte Minnie Mäuse, Ritter, verdächtig männliche Magical Girls und sogar Batman höchstpersönlich. Für Mülltrennung irgendwie viel zu schade, wenn man so sieht, dass man mit den bunten Mülltüten auch anderweitig noch viel Spaß haben kann. 🙂

Hanami 2013: Mülltüten Cosplaywettbewerb

Auf der Heimfahrt suchte uns dann doch noch einmal ein kräftiger Regenschauer heim. Das sollte dann aber zum Glück der letzte für dieses Wochenende sein. Mehr dazu später, denn für’s erste verabschiede ich mich auch schon mit dem ersten Teil unseres Berichts zur diesjährigen Hanami. Ich hoffe, ihr seid später auch noch beim zweiten dabei.

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