Matsu’s fette Beute (KW 13 / 2012)

Ja, ich weiß, ich bin arg im Verzug. Also ganz schnell ab dafür. Heute im Programm: Goldene Sonnen, schwule Vampire, Magical Girls auf Goethes Spuren und viel zu viel Text. Have Fun!

Golden Sun – Die dunkle Dämmerung
Achja, die magische 20-Euro-Grenze. Golden Sun – Die dunke Dämmerung ist kürzlich, also nur etwas mehr als ein Jahr nach dem europäischen Erscheinungsdatum, als neues Spiel der Software Pyramide erschienen und entsprechend schon für 20 Euro zu haben. Bei einem externen Händler bei Amazon habe ich dieses Spiel sogar noch für ein paar Cent günstiger erstanden. Die beiden ersten Golden Sun Teile gehörten damals zu den ersten und besten Rollenspiel-Titeln für den Game Boy Advance. Da habe ich mich über eine Fortsetzung für den Nintendo DS natürlich sehr gefreut. Allerdings gingen dem Titel bereits einige ernüchternde Rezensionen voraus, weshalb ich mich lieber noch ein wenig geduldet habe. Nun, knapp dreißig Spielstunden und ein durchgespieltes Spiel später, muss ich diese leider bestätigen. Das heißt aber nicht, dass Golden Sun DdD ein schlechtes Spiel ist. Aber ich fange am besten von vorne an:
30 Jahre sind seit den Ereignissen der Vorgänger ins Land gezogen. Die Hauptprotagonisten der letzten Titel sind inzwischen stolze Eltern einer ebenfalls psynergy-begabten Rasselbande. Psynergy, das ist die nach den vier Elementen klassifizierte Kraft, Magie zu bewirken, Gegenstände zu verrücken, Pflanzen wachsen zu lassen und vieles mehr. Beherrscht wird diese von sogenannten Adepten, welche jeweils auf ein Element spezialisiert sind. Zu Beginn trifft man auf Matthew, einen Erd-Adepten und Sohn von Isaac, dem Helden der letzten Teile. Ihm zur Seite stehen Kiara, die Wind-Adeptin sowie Tyrell, ein hitzköpfiger Feuer-Adept und Sohn von Garet, dem Freund von Isaac. Als Tyrell übermütig einen Gleitflieger zerstört, ist das in den Augen ihrer Eltern die beste Gelegenheit, ihre Kleinen auf Wanderschaft zu schicken, um die Feder eines Rocs zu suchen und den Gleiter wieder zu reparieren. Doch wie in Rollenspielen üblich kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Schwarze Löcher erscheinen überall auf der Welt und saugen Psynergy ein und eine düstere Truppe, darunter ein bekanntes Gesicht, hat es auf die jungen Adepten abgesehen.
In Japan erschien übrigens eine Special Edition des Spiels, welcher zusätzlich noch ein Manga von Kazuki Higashimoto mit dem Anfang der Geschichte beilag. Auf ein solches Extra musste man in den USA und Europa leider verzichten.
Spielerisch unterscheidet sich Golden Sun DdD kaum bis gar nicht von den Vorgängern. Wieder rätselt man sich mithilfe der Psynergy durch die Welt. Auch das Djinn-System ist wieder mit von der Partie. Die kleinen Naturgeister haben diesmal je ein individuelles Äußeres verpasst bekommen und sind überall in der Welt verteilt zu finden. Sie können entweder an die Charaktere gekoppelt werden, um deren Charakterklasse und somit ihre Statistiken zu manipulieren, oder aber als mächtige und imposant animierte Beschwörungen in den Kampf geschickt werden. Das Kampfgeschehen verläuft gewohnt rundenbasiert ab.
Den Ereignissen kann man auch dann gut folgen, wenn man die Vorgänger-Titel nicht gespielt hat. Eine Enzyklopädie und spezielle Items erzählen die Geschichte, die sich damals zugetragen hat, um zu verstehen, warum die Spielwelt so ist, wie man sie jetzt vorfindet. Leider präsentiert sie sich etwas platt und schal. Und das, obwohl die Charaktere in regelmäßigen Abständen teilweise unnötig lange Dialoge führen. Ärgerlich für Spieler der ersten Teile: Man erfährt im Grunde nichts über das jetzige Leben der nun “Helden von Vale” genannten Charaktere. Zwischen einigen scheint es offensichtlich zu Romanzen gekommen zu sein. Darüber, was sie in den letzten 30 Jahren so getrieben haben, wird sich jedoch bis zum Schluss beharrlich ausgeschwiegen.
Auch Kämpfe und Rätsel präsentieren sich im Vergleich zum Vorgänger eher lasch und weit weniger knackig, was Golden Sun DdD nun eher zu einem Anfänger-Rollenspiel werden lässt. Tatsächlich erinnere ich mich nur an ein oder maximal zwei Rätsel, bei denen ich wirklich ernsthaft grübeln musste. Angenehm ist allerdings die deutliche Reduktion von Gegner-Begegnungen in den Dungeons und insbesondere in den Rätsel-Räumen, welche, anders als bei manchem Genre-Kollegen, frustrierend häufige Unterbrechungen vermeiden.
Ärgerlich ist leider ein “Point of no Return”, also eine Stelle in der Geschichte, ab welcher man sich nicht mehr zurück in vorangegangene Gebiete begeben kann. Das insbesondere, weil einem dadurch im schlimmsten Falle sehr viele Djinns durch die Lappen gehen können. Somit bleibt einem nichts anderes übrig, als das Spiel entweder mehrmals oder von vornherein mit einer Komplettlösung durchzuspielen. So etwas ist in meinen Augen heutzutage ein echtes No-Go, zumal es für mich keinen ersichtlichen Grund gibt, weshalb man nicht wenigstens nach Ende des Abenteuers wieder in die alten Gebiete zurückkehren können sollte, um die übrigen Items und Djinns einzusammeln.
Grafisch bewegen sich die Figuren nun als echte 3D-Polygonmodelle durch die Welt. Diese sind insgesamt zwar ganz bunt und niedlich, wirken aber doch schon leicht veraltet und grobschlächtig, gerade wenn näher herangezoomt wird. Das ist aber kein Wunder, wenn man bedenkt, dass der DS inzwischen auch schon etwas betagt ist und in der Optik schon immer der Konkurrenz hinterher gehinkt ist.
Insgesamt ist Golden Sun DdD ein ganz passables Rollenspiel für den Nintendo DS, welches jedoch leider sehr unfertig und unausgegoren wirkt. Für Rollenspiel-Anfänger ist der Titel nicht verkehrt. Fans der Vorgänger werden nach der langen Wartezeit aber wohl in vielerlei Hinsicht enttäuscht sein.
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Porträt eines Vampirs, Band 1 & 2
Ich hatte noch ein paar Tickets in einer Bücher-Tauschbörse zu verschleudern, nachdem diese leider kostenpflichtig geworden ist. Daher diesmal eine etwas ältere Reihe, die mit zwei Bänden auch schon wieder abgeschlossen ist. Zum Kaufen war mir dieser Standard-Fantasy-Shonen-Ai von Hiroki Kusumoto ein bisschen zu teuer. Aber gegen ein paar eigene Staubfänger eingetauscht sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Obwohl ganz so “Standard” ist die Geschichte auch wieder nicht:
Der junge Straßenmaler Loup wird von dem mysteriösen Monsieur Zain engagiert, ein Porträt von ihm zu malen. Doch trotz aller Bemühungen bringt er es selbst nach mehreren Versuchen nicht fertig, “das wahre Gesicht” seines Kunden einzufangen. Und so fällt eines nach dem anderen seiner Werke Zains Wutanfällen zum Opfer. Als Loup bei dem Versuch seine neueste Arbeit zu schützen verletzt wird, muss er feststellen, dass Zain alles andere als ein normaler Mensch ist, sondern nichts geringeres als ein waschechter Vampir. Nachdem Loup diesem zum ersten Mal als Nahrung gedient hat, verfällt er dem melancholischen Mann und wird bald hinein gezogen in Zains dunkle Seelenwelt.
Optisch ist Porträt eines Vampirs (jp.: Vampire no Shozo) sehr weit vorne dabei. Zeichnerisch detailliert ausgearbeitete Charaktere und Abwechslungsreiche Hintergründe laden dazu ein, auch mal ein wenig länger auf der einen oder anderen Seite zu verweilen. Wie bei den meisten Shonen-Ai geht es auch hier sehr schnell zur Sache, was die Beziehung zwischen den beiden Hauptprotagonisten angeht. Auch die eindeutige Aufteilung in die Stereotypen Seme und Uke ist klassisch und zeigt, dass auch hier der Shonen-Ai Anteil mehr unterhaltenden Charakter als wirkliche Relevanz für die Geschichte hat. Leider bleiben die Charaktere dadurch auch weitestgehend oberflächlich. Besonders wird der Manga durch die düstere, teils melancholische, teils sehr brutale Erzählweise, die ihn eindeutig zu einem Werk für eine erwachsene Leserschaft macht. Und soviel sei verraten: Es gibt ausnahmsweise auch eine kurze Seme x Seme Szene zu begutachten. Wer Shonen-Ai mag und ein bisschen Abwechslung von dem üblichen Gummibärchenwelt-Einerlei sucht, dem sei diese Geschichte ans Herz gelegt. Nichts herausragend Besonderes in der Manga-Welt, aber in seinem Genre doch speziell genug, um dem Leser ganz solide Erotik-Unterhaltung in einem Dark Fantasy Setting zu liefern.
ISBN Band 1: 978-3867199070
ISBN Band 2: 978-3867199087
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Puella Magi Madoka Magica, Vol. 1
Ursprünglich hatte mich Madoka Magica nicht wirklich interessiert. Der Hype um eine einfache Magical Girl Serie kam mir irgendwie seltsam vor. Allerdings kamen dann doch mehrere Gründe zusammen, weswegen ich mir die Serie trotzdem einmal anschauen wollte. Zum einen werden dieses Jahr auf der AnimagiC einige Ehrengäste zu diesem Anime anwesend sein. Zum Anderen war ich neugierig auf einen Magical Girl Anime, der mit einem Yuki-Kajiura-Soundtrack unterlegt ist. Ich konnte mir das nicht wirklich vorstellen. Außerdem soll es sich zudem um eine Hommage an Goethes Faust handeln – was zum Donner!? Erschwerend hinzu kommt, dass die Universum-Anime-DVDs relativ günstig im Vergleich zur Konkurrenz sind. Also habe ich den ersten von drei Teilen doch gleich mal vorbestellt und mir noch am gleichen Wochenende mit den anderen fleißigen Bloggern zu Gemüte geführt:
Madoka Kaname ist ein recht durchschnittliches Mädchen, das zusammen mit seiner Freundin Sayaka Miki die Schule in der Stadt Mitakihara besucht. Eines Nachts hat Madoka einen seltsamen Traum von einem kleinen, knuddeligen Wesen, das ihr anbietet, ein Magical Girl, also eine magische Kriegerin zu werden. Gleichzeitig erscheint ein schwarzhaariges Mädchen, das sie von dieser Versuchung abzuhalten versucht. Für diese Nacht wird Madoka zwar die Entscheidung erspart, doch schon am nächsten Morgen entpuppt sich das Mädchen aus ihrem Traum als neue Mitschülerin an ihrer Schule. Auch in der Realität ist Homura Akemi, so ihr Name, nicht weniger mysteriös und macht Andeutungen, dass Madoka auf jeden Fall so bleiben solle, wie sie ist. Als Madoka und Sayaka am folgenden Abend auch noch auf das Wesen aus Madokas Traum treffen und dieses vor Homura retten, müssen sie sich einer grotesken Realität stellen: Junge Mädchen verwandeln sich im Gegenzug für die Erfüllung ihres Herzenswunschs in Magical Girls und kämpfen in ihren jeweiligen Revieren und unter Einsatz ihres Lebens gegen optisch äußerst surreale Wesen, die Hexen. Kyubey, so der Name des kleinen Tierchens, welches die beiden soeben gerettet haben, verleiht diese Macht und bittet auch Madoka und Sayaka, einen Pakt mit ihm zu schließen und dem Kampf beizuwohnen. Doch die Mädchen zögern. Gibt es wirklich einen Wunsch, der so groß ist, dass er es wert ist, sein Leben für ihn auf’s Spiel zu setzen?
Auch wenn die allererste Szene schon erahnen lässt, worauf Madoka Magica hinauslaufen könnte, präsentiert sich die Serie anfangs tatsächlich ganz genau so wie man es von einem klassisch-kitschigen Magical Girl Anime erwarten würde: Eine recht gewöhnliche, aber etwas naive Hauptprotagonistin im Schülerinnenalter trifft auf ein knuddeliges Etwas, das simpel genug gestaltet ist, um es später einfach in eine Stofftiervorlage für das entsprechende Serien-Merchandise umwandeln zu können. Anders als man es jedoch gewohnt ist, wird Madoka nicht einfach in die Magical Girl Rolle hinein gezwungen, sondern zunächst vor eine Entscheidung gestellt. Auch soll sie ihre Arbeit nicht selbstlos für ein größeres Ziel (in der Regel: Rettung der Welt) verrichten, sondern für die ganz profane, egoistische Aussicht auf einen absolut beliebigen Wunsch. Bereits hier erkennt man die Inspiration der Macher aus Goethes’ Faust. Doch es geht auch noch eindeutiger: Beispielsweise findet man in zwei Szenen der zweiten Episode ein langes Zitat aus dem Stück als Grafitti im Hintergrund (siehe weiter unten). Für diejenigen, die den Anime bereits kennen: Es handelt sich hierbei um einen Text aus der Szene, in der Faust vom Pakt mit dem Teufel überzeugt wird. Ein Geisterchor flüstert ihm hier Mut zum Weiterleben und Neuanfang ein. Übrigens habe ich die Gelegenheit gleich mal genutzt, mich selbst ein wenig mit Klassikern auseinander zu setzen, die in meiner Schulzeit leider versäumt wurden. Wie jetzt? Das glaubt ihr nicht? Also bitte:

Wer sich selbst auch ein bisschen weiterbilden mag oder einfach nur die versteckten Andeutungen im Anime verstehen möchte, der muss übrigens nicht zwingend auf die Reclam-Büchlein zurückgreifen (auch wenn die nicht wirklich teuer sind). Da es sich um ein altes, klassisches Stück handelt, kann es von jedem legal verbreitet werden und ist daher frei im Netz verfügbar, beispielsweise im Projekt Gutenberg.
So, jetzt habe ich meinen pädagogischen Auftrag erfüllt, also zurück zur Serie 😉 Von der, wie schon erwähnt, anfangs sehr niedlichen und positiven Ausstrahlung des Anime sollte man sich jedoch nicht allzu leicht täuschen lassen. Denn soweit sei verraten: Spätestens ab der dritten Episode bekommt die anfangs schöne, rosarote Welt einen ganz gewaltigen und sehr radikalen Knick. Spätestens hier zeigt sich, dass Madoka Magica trotz niedlicher Optik alles andere als seichte Kinder-Unterhaltung ist, sondern auf ein jugendliches bis erwachsenes Publikum abzielt.
Seine größten Stärken spielt die Serie vor allem im audiovisuellen Bereich aus. Bereits das normale Leben der Mädchen ist schön in Szene gesetzt. Die modernen Gebäude und liebevollen Zimmereinrichtungen wissen zu gefallen. Abstrakter wird es dann beim Auftauchen der Hexen, welche jeweils ein der aktuellen Umgebung entsprechendes Paralleluniversum erzeugen. In diesem wuseln Unmengen von gruseligen Stop-Motion-Kreaturen. Die einen sehen aus wie wahllos zusammengewürfelte Scherenschnitte, wieder andere könnten einem aktuellen Pop-Art-Gemälde entsprungen sein. Auf diese Art wird ein extrem beklemmendes Gefühl erzeugt, welches im krassen Gegensatz zur heilen, aufgeräumten und steril wirkenden Welt der Mädchen steht. Verantwortlich für diese düsteren Universen zeichnet sich das Künstler-Duo Gekidan Inu Curry, welches auch schon in anderen Werken wie Maria Holic oder Usagi Drop mitwirkte. Angesichts dieser optischen Vielfalt ist es schon ein wenig schade, dass Madoka Magica vorerst nicht auf Blu-Ray erscheinen wird.
Der Soundtrack ist größtenteils typisch Yuki Kajiura. Gerade bei den Verwandlungs- und Kampfszenen jagen mir ihre Pop-Klänge untermalt mit choralen Gesängen einen aufgeregten Schauer über den Rücken. Ärgerlich wird dies höchstens für diejenigen sein, die sich an ihrem typischen Stil schon längst satt gehört haben.
Insgesamt hat mir diese erste DVD der Serie ganz gut gefallen, auch wenn sie bereits zu Ende ist, als die Geschichte gerade erst beginnt an Fahrt aufzunehmen. Storytechnisch folgt hoffentlich noch etwas mehr als das bisher Gezeigte. Übrigens ist die zweite DVD  soeben bei mir eingetroffen und deshalb mache ich jetzt auch Schluss und entlasse euch mit dem vorhin schon erwähnten Geisterchor aus Goethe’s Faust. 😉
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Geisterchor: Weh! Weh!
Du hast sie zerstört,
Die schöne Welt,
Mit mächtiger Faust;
Sie stürzt, sie zerfällt!
Ein Halbgott hat sie zerschlagen!
Wir tragen
Die Trümmern ins Nichts hinüber,
Und klagen
Über die verlorne Schöne.
Mächtiger
Der Erdensöhne,
Prächtiger
Baue sie wieder,
In deinem Busen baue sie auf!
Neuen Lebenslauf
Beginne,
Mit hellem Sinne,
Und neue Lieder
Tönen darauf!

(Goehte, Faust – Der Tragödie Erster Teil,  Verse 1607 -1616)

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