Auch in diesem Jahr waren wir wieder auf der Hanami in Ludwigshafen zu Besuch. Hoshi hat es dieses Mal auch direkt unter die Helfer verschlagen, sodass sie von dem ganzen Trubel nicht viel mit bekommen hat. Vielleicht hat der eine oder andere hat sie vielleicht in der Spielhalle oder beim Bring & Buy getroffen. Das hat Ginsuji und mich natürlich erst recht dazu ermutigt, uns zusammen mit einer weiteren lieben Freundin ins Getümmel zu stürzen. Heute erzähle ich euch vom Hanami-Samstag. Weil ich die letzten paar Male ein wenig zu ausschweifend geworden bin, dieses Mal ein bisschen kompakter aber hoffentlich nicht weniger informativ.
Zwar wissen wir aus Erfahrung, dass man für einen Parkplatz direkt unter dem Pfalzbau relativ früh da sein sollte, zehn Uhr hatte am Samstag aber wohl nicht mehr gereicht. Das bisschen Pech ist allerdings nicht weiter tragisch, denn nach wie vor kann man seinen fahrbaren Untersatz auch in einem der umliegenden Parkhäusern für äußerst günstige vier Euro am Tag unter stellen.
Das Wetter am Samstag entpuppte sich als reichlich wechselhaft, wenig gemütlich und noch etwas kühl, dafür aber weitestgehend trocken. Das war auch gut so, denn wie schon im letzten Jahr hatte man auch an diesem Wochenende etliche Händler in einzelnen Ständen zu einer Art Markt vor dem Pfalzbau arrangiert, deren Auslagen nicht unbedingt in den Regen geraten sollten. Der Außenbereich und somit auch dieser Markt war für jeden frei zugänglich. Auch ohne ein eigenes Ticket. So musste in diesem Jahr ebenfalls lediglich zahlen, wer an Zusatzangeboten wie Bring und Buy, Showgruppen oder Maid-Café interessiert war.
Offensichtlich hat man es inzwischen auch gänzlich aufgegeben, die Tickets, welche man als Vorbesteller per Post bekommen hat, irgendwie einem bestimmten Besucher zu zu ordnen. Laut Anschreiben waren diese nun definitiv nicht personengebunden, sodass ein leichter Tausch unter Bekannten möglich war, sofern nicht alle gleichzeitig an einer Veranstaltung teil nehmen wollten. In diesem Jahr hat es dann auch mit einem Programmheft funktioniert, wozu es zur letzten Veranstaltung leider nicht gereicht hatte. Im Zweifel hätte man sich zwar auch mittels der im Gebäude verteilten elektronischen Anschlagtafeln orientieren können, so konnte man den Convention-Tag allerdings weit komfortabler planen.
Meine in der Regel erste Constation, der Bring&Buy, hatte ebenfalls einige Neuerungen erfahren. Dank Voranmeldung konnte ich meinen alten Kram bereits im Voraus beschriften. Auf diese Art genügten fünf Minuten Anstehen, um alles sehr schnell über die Bühne zu bringen. Angenommen wurden die Artikel nun nur noch am Samstag. Die Abholung war jedoch an beiden Veranstaltungstagen möglich.
So schnell, wie dieser Tagesordnungspunkt von statten gegangen war, konnten wir auch pünktlich zur Eröffnungsveranstaltung im Konzertsaal sitzen. Neben der Bekanntgabe der wichtigsten Programmpunkte durfte/musste (es lebe der Gruppenzwang!) das Publikum mit dem traditionellen Eröffnungstanz wieder eine richtig flotte Sohle aufs Parkett legen. So schwammen, watschelten und roboterten alle ein paar Runden zur Techno-Version von A Cruel Angel’s Thesis, dem Opening Song aus Neon Genesis Evangelion.
A propos GenesiS: Die Showgruppe führte direkt im Anschluss zum letzten Mal sein Stück Detektiv Conan – The Thief of the Desert Rose auf, welches wir jedoch schon aus der letzten Saison kannten (und für absolut klasse befunden hatten).
Zeit sich um zu schauen. In der unteren Etage konnte man noch einige weitere Händler besuchen. Gerade zu Beginn der Veranstaltung war es hier aber unglücklich voll. Auch wer gerade nicht stöbern wollte, kam kaum vorwärts um beispielsweise die Workshop-Räume oder Karaoke- und Video-Räume auf der gleichen Etage zu besuchen.
Weiter oben fielen die Räumlichkeiten schon etwas weitläufiger aus. Vor dem Konzertsaal hatte man genügend Sitzgelegenheiten mit Blick auf den draußen befindlichen japanischen Markt aufgestellt, damit man sich ein paar Minuten auszuruhen oder sich etwas von dem diesmal auch drinnen erhältlichen Catering zu Gemüte führen konnte. Dahinter lag eine leider relativ dünn besetzte Zeichnerallee, die gerne noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Ebenfalls wie immer dabei war auch das Maido no Kisetsu, das Con-Eigene Maid Café. Dieses allerdings wie immer so gut besucht, dass wir den Kuchen lieber auf den nächsten Tag verschoben haben.
Auch wenn es ganz nett ist, zwischendurch ein wenig Zeit zu haben, so fielen in diesem Jahr doch sehr viele interessante Programmpunkte auf ähnliche Uhrzeiten. So machte sich Ginsuji auf zum nachmittags statt findenden Cosplaywettbewerb, während ich mir meine alljährliche Portion Kultur abholte. Wie immer beteiligte sich die Deutsch-Japanische Gesellschaft Rhein-Neckar e.V. am Rahmenprogramm der Hanami. Im Ikebana Workshop unter der Leitung von Keiko Terai-Bierbrauer erhielten interessierte Besucher eine Einführung in die Kunst des japanischen Blumensteckens. Und einen Eindruck von einer ganz besonderen Kunst gewinnt man in der Tat, wenn man der guten Frau dabei zuschaut, wie sie doch recht brachial, aber mit geschultem Blick unnötige Blätter und Blüten abriss und -schnitt, um die Pflanzen dem japanischen, von Einfachheit geprägten Ästhetikempfinden anzupassen. Denn gerade hier liegt der Unterschied zwischen westlichen und östlichen Blumen-Arrangements: Während man hierzulande prachtvolle, bunte und möglichst dichte Sträuße zusammen bindet, genügt es der japanischen Kultur, lediglich Andeutungen und leichte, wenn auch auf keinen Fall “geschmacklos kerzengerade” Formen zu verwenden. Da kann es schon mal vorkommen, dass man einzelne Zweige über mehrere Stunden mit der warmen Hand bearbeitet, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen.
Vorgestellt wurden verschiedene Gestecke sowohl nach dem traditionellem Weg in der Hochvase arrangierten als auch nach dem seit dem 18. Jahrhundert gebräuchlichen modernen Stil in flachen Schalen. Ursprünglich sollten sich auch die Teilnehmer des Workshops am richtigen Verhältnis von shu (Himmel), fuku (Mensch) und kiyaku (Erde) versuchen, was angesichts der doch recht hohen Teilnehmerzahl in einer für das Ikebana sonst eher unüblichen Gruppenarbeit geendet hätte. Allerdings ist die Zeit so knapp geworden, dass bereits die nächsten Workshop-Teilnehmer an die Tür klopften. So konnte sich lediglich jeder ein paar frische Schnittblumen mitnehmen. Schade eigentlich.
Für die musikalische Untermalung am Abend sorgte die Bonner Rock- und Metal-Band unSayn, welche mit ihrer zweiten Single Endless Rage bereits die japanischen Amazon MP3 Charts erobern konnte. Zu diesem Zweck wurde der Konzertsaal bis auf ein paar Stehtische komplett leer geräumt um ausreichend Platz zum Tanzen zu schaffen. Somit war unser ursprünglicher Plan, uns nach einem langen Tag noch ein bisschen zurück zu lehnen zwar passé, bei der Musikauswahl wäre an Entspannung aber sowieso nicht zu denken gewesen. Auch wenn der bevorzugte Sound großteils doch recht weit jenseits meines persönlichen Musikgeschmacks lag, muss ich doch zugeben, dass die Künstler wirklich verdammt gute und vor allem hörenswerte Qualität abgeliefert haben. Und auch die Tontechnik hat prima mitgespielt, was leider nicht immer eine Selbstverständlichkeit darstellt.
Bevor das Catering an diesem Abend seine Pforten schließen konnte, wollte ich noch eine weitere Tagesmission erfüllen, die da lautete: Schlürfe einen Matcha Frappé! Diese feine Sirup-Eis-Leckerei hat sich das Maido no Kisetsu in Zusammenarbeit mit Manga Box ausgedacht und unter anderem auch “To Go” (bezeichnenderweise bei den Go-Tischen) angeboten. Wir mussten ein wenig suchen, um den zweiten Eingang zum Café zu entdecken, die Suche hat sich aber durchaus gelohnt. Neben Matcha konnte man natürlich auch noch andere Sorten erstehen, wie beispielsweise Kokosnuss oder Erdbeere. Beim nächsten Mal würden wir uns allerdings Löffel-Stohhalme oder etwas Ähnliches wünschen. Denn dieses Getränk hat nicht nur bei uns für die eine oder andere Kleckserei beim Eisangeln gesorgt. Ein Highlight zum sonst eher mäßigen Lebensmittelangebot mit matschiger Nudelpampe zum stolzen Preis von 8,50 Euro oder halb durch gebratenen Bratwürsten stellte es allemal dar. Aber nach den ebenso negativen Erfahrungen der letzten Jahre hatten wir diesbezüglich sowieso keine große Hoffnung gehabt.
Für uns neigte sich der Tag nun bereits langsam dem Ende entgegen. Nachtschwärmer konnten aber noch – rechtzeitige Voranmeldung voraus gesetzt – das Tanzbein auf dem alljährlichen Cosplayball schwingen, einen längeren Synchro-Workshop des Crash Dub Studios besuchen, sich mit dem Zeichnen hübscher Herren im Yaoi-Workshop befassen oder noch den einen oder anderen Anime im Videoraum zu Gemüte führen.
Weiter geht es dann demnächst mit unserem Bericht zum Convention-Sonntag.