Japan-Tag Düsseldorf 2012 – Kultur, Feuerwerk und Müllprobleme

WindspieleDieses Wochenende ging es für unseren Trupp zum größten japanbezogenen Event unseres Landes und generell dem weltweit größten seiner Art: Dem Japan-Tag in Düsseldorf. Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen beherbergt eine große japanische Gemeinschaft und die einzige Japan Town Deutschlands. Um die deutsch-japanische Freundschaft zu pflegen, findet in Zusammenarbeit mit der Präfektur Chiba dieses jährliche Volksfest nun schon zum elften Mal an der Rheinuferpromenade statt. Auf den gut zwei Kilometern der Promenade präsentieren sich verschiedene japanische Kulturvereine, Geschäfte und Restaurants mit unterschiedlichsten Attraktionen und Schaubuden. Der absolute Höhepunkt ist jedoch in jedem Jahr das riesige Feuerwerk, welches von japanischen Spezialisten geplant und abgefeuert wird.
Immer mehr halten auch diverse Manga- und Anime-Händler hier Einzug und auch für Cosplayer ist diese Veranstaltung wegen des freien Eintritts als Treffpunkt nach wie vor sehr attraktiv.

Ich selbst besuche den Japantag seit meiner Schulzeit mehr oder weniger regelmäßig. Ich mag den kulturellen Aspekt, der auf den meisten Conventions meiner Meinung nach viel zu kurz kommt. Nach dem Klick also ein „kleiner“ Bericht zu unserem diesjährigen Besuch.

Inhalt

  1. Unser Zimmer für die Nacht: Hotel Fürstenhof
  2. Buntes Gedränge an der Rheinuferpromenade
  3. Shopping im Japanischen Viertel
  4. Vorführungen und ein kleines Müllproblem
  5. Das Finale: Feuerwerk über dem Rhein

Unser Zimmer für die Nacht: Hotel Fürstenhof

Hotel Fürstenhof DüsseldorfUnsere Residenz für dieses Wochenende war das Hotel Fürstenhof, ein Drei-Sterne-Hotel knappe eineinhalb Kilometer vom Veranstaltungsort entfernt und in einer ruhigen Seitenstraße gelegen. Die Strecke lässt sich noch ganz gut zu Fuß bewältigen und ist nicht zu dich am Ort des Geschehens, was sich immer wieder als Vorteil erweist. Dazu aber später mehr. Für 80 Euro die Nacht kann man hier drei Personen in einem Zimmer unterbringen. Das ist eines der günstigsten Angebote, die wir im annehmbaren Umkreis gefunden haben. Kleiner Tipp mit Kindern: Direkt gegenüber gibt es einen großen Spielplatz.

Zunächst entpuppte es sich als etwas schwierig, rund um den Fürstenhof einen guten Parkplatz zu finden. Zwar ist das Parken in den jeweiligen Parkbuchten am Wochenende kostenlos, entsprechend ist aber auch alles belegt. Wer hier mit dem Zug anreist, ist klar im Vorteil. Nach einigen Ehrenrunden konnten wir aber doch noch eine kleine Nische ausfindig machen und uns ans Einchecken machen. Die freundliche Rezeptionistin machte einen positiven Eindruck, die Schlüsselübergabe war schnell erledigt. Zimmerschlüssel müssen beim Verlassen des Hauses an der Rezeption abgegeben werden, die Tag und Nacht besetzt ist. Das Gebäude ist bereits recht alt und die meisten Flure sind dunkel und verwinkelt. Unser Zimmer lag am hintersten Ende eines Flurs. Nicht schlecht, denn dann wird man nachts nicht von heimkehrenden Gästen gestört – glaubten wir da noch in unserem jugendlichen Leichtsinn. Auf dem ersten Blick machte das Zimmer einen recht guten Eindruck. Drei ordentliche, wenn auch schmale Betten und Einrichtung, die nicht bei der ersten Berührung auseinanderfällt:

Auf dem zweiten Blick offenbarte sich jedoch, dass das Zimmer schon eine ganze Weile lang nicht mehr geputzt worden sein muss: Der Grauschleier oben stammt tatsächlich von dem dreckigen Fenster. Wir trösteten uns mit dem Gedanken, dass Dreibett-Zimmer eher selten gebucht werden und die Putzkolonne daher schon lange nicht mehr da gewesen ist. Das ist zwar keine Entschuldigung für eine dicke Staubschicht an einer kaum zu übersehenden Stelle, aber zumindest eine Erklärung. So ganz hielt diese aber diesem Anblick nicht stand:

Die Ersatz-Toilettenpapier-Rolle musste dem Gilb und dem gewellten Papier nach schon einige Gäste überstanden haben. Kein schöner Gedanke, sich damit zu säubern und die derzeit eingehängte Rolle ging bereits zu Neige. Na gut, es gibt ja noch Kosmetiktücher… An sich schien das Bad aber frisch geputzt, zumindest suchten wir hier vergeblich nach Staub. Es wäre interessant gewesen zu wissen, ob diese Mängel am nächsten Morgen durch die Putzkolonne behoben werden würden. Dazu hatten wir, da es nur eine Übernachtung gab, aber keine Gelegenheit.
Theoretisch sollte es hier auch freies WLAN auf den Zimmern geben. Das wurde bei der Buchung angepriesen und auch der Zettel mit den Zugangsdaten auf dem Zimmer zeugte davon. Praktisch mussten die Router jedoch irgendwo bei den Treppenfluren angebracht worden sein und auf Repeater, um das Signal gleichmäßig zu verteilen, wurde wohl verzichtet. So hatten wir in unserem abgeschiedenen Zimmer allenfalls an der Tür ab und zu mal ein bisschen Empfang. Zu wenig, um damit brauchbar arbeiten zu können.
Die Zimmer an sich sind von der Geräuschkulisse her ganz gut abgeschirmt. Selbst wenn der Nachbar fernsieht, bekommt man kaum etwas zu hören. Allerdings sind die Türen alles andere als schalldicht. Man sollte also besser, anders als unsere Zimmernachbarn, auf das nächtliche, lautstarke Kopulieren verzichten. Zumindest so lange noch Leute im Flur sind. Durch die dünnen Türen kam es auch, dass uns früh morgens einige offensichtlich sehr heitere junge Damen aus dem Schlaf rissen.

Bei allen Kritikpunkten muss man aber auch eines loben: Das morgendliche Frühstücksbuffet ist abwechslungsreich und reichhaltig. Trotz der langen Frühstückszeiten zwischen 6:30 Uhr und 11:00 Uhr (grandios nach einem sehr langen Samstag) wurde auch noch gegen Ende immer frisch nachgelegt, sodass auch Spätfrühstücker etwas von dem reichen Angebot abbekamen. Kaffee und Tee erhält man frisch aufgebrüht an den Tisch. Ansonsten gab es Brötchen, Toast- und Knäckebrot, Joghurt, Müsli und Cornflakes, diverse Brotbeläge, Würstchen, Rührei und noch einiges mehr. So konnten wir uns dann am nächsten Morgen frisch gestärkt wieder auf den Heimweg machen.

Buntes Gedränge an der Rheinuferpromenade

RheinuferromenadeBereits eine halbe Stunde vor der offiziellen Eröffnung um 13:00 Uhr waren wir bereits kurz auf dem Veranstaltungsgelände. Petrus meinte es gut mit den Besuchern. Denn anders als wir es wochenlang laut Wetterbericht befürchtet hatten, sollte es ein sehr warmer und sonniger Tag werden. Bereits jetzt war es recht voll, aber immerhin kam man noch problemlos an die Schaubuden heran. Das sollte sich knappe ein bis zwei Stunden später radikal ändern. Denn wenn man sich beim Japan-Tag inzwischen auf eines verlassen kann, dann dass es jedes Mal verdammt voll ist. 700.000 Besucher sollen es in diesem Jahr gewesen sein. Tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, wann mir das letzte Mal so oft an einem Tag auf die Füße getreten oder ich von so vielen quietschenden „Kakashi/Sasuke/egal, Hauptsache Naruto“-Fans auf dem Weg zu einem ihr Idol verkörpernden Cosplayer umgerannt wurde.

Am frühen Nachmittag ist es jedenfalls kaum bis gar nicht möglich, die zahlreichen Schaubuden in Ruhe zu betrachten oder zu betreten. Daher unser Tipp: Vormittags vor der offizellen Eröffnung bzw. Abends gegen 18:00 Uhr haben schon bzw. sind noch immer einige Stände geöffnet. In dieser Zeit hat man am meisten von der Veranstaltung und – ganz wichtig – man muss nicht stundenlang für sein Essen anstehen. In der Zwischenzeit genießt man am besten einige der Bühnenveranstaltungen wie diverse Kampfsport-Vorführungen der jeweiligen Vereine, die Auftritte der süßen Kleinen der japanischen Kindergärten, den Männerchor und noch viele weitere Attraktionen. Die Anime- und Manga-Fans wurden vor allem mit Cosplay-Modenschau, Karaoke- und Manga-Wettbewerb sowie Gesangsvorführungen unterhalten.

Da wir eine längere Anreise hinter uns hatten und das Frühstück nun doch schon eine Weile her war, nutzten wir die Gelegenheit der relativ frühen Stunde, schon einmal die ersten kulinarischen Attraktionen zu testen. In meinem und Hoshis Fall war das mein Japantag-All-Time-Favorit:

Manju SchildManju! Das sind gedämpfte Knödel, die in Japan in allerlei Variationen, süß oder herzhaft, angeboten werden. Im Fall des Japantags lecker gefüllt mit einer Schweinefleisch-Mischung. Manch einer kennt vielleicht das deutsche Pendant dazu, die Dampfnudel (oder auch Germknödel), die ebenfalls süß oder salzig serviert wird. In Manju jedenfalls könnte ich mich rein legen, wenn eine Badewanne voll der drei Euro teuren Spezialität mich nicht unglaublich arm machen würde 😉 Und auch Ginsujis Wahl, die gebratenen Soba-Nudeln, waren nicht übel. Tatsächlich ist das Essen auf dem Japantag wirklich gut und Abwechslungsreich. Sushi darf da natürlich auch nicht fehlen. Wobei ich bei Volksfest-Sushi eher vorsichtig wäre. Zu trinken gab es auch etwas, beispielsweise Asahi Beer, Sake oder Ramune, eine Limonade mit kaugummiähnlichem Geschmack, die vor allem wegen ihrem ungewöhnlichen Flaschenverschluss Kultstatus hat. Die Flaschen sind nämlich durch eine Kugel versiegelt, die man mittels einer beiliegenden Plastikhilfe eindrücken und dann „drumherum“ trinken muss, damit die Kugel die Öffnung beim Neigen nicht wieder verschließt. Wer es etwas deutscher mag: Bratwürstchen gab es natürlich auch.

Shopping im Japanischen Viertel

Apothekenschild im Japanischen Viertel DüsseldorfDa Hoshi Düsseldorfs Japanisches Viertel noch nicht kannte, haben wir mit Freuden die am Nachmittag vollgestopfte Rheinuferpromenade verlassen und einige der Geschäfte dort besucht. Die meisten Japaner und ihre Familien dort sind aus beruflichen Gründen nach Düsseldorf gezogen. Im japanischen Viertel ist man zum großen Teil auf die ausländischen Besucher eingestellt. So arbeiten in der örtlichen Apotheke vornehmlich Japaner und etliche Geschäfte und Restaurants werden entweder von Japanern selbst betrieben oder bewerben ihre Ware auch mit japanischen Schriftzeichen. Zugreisende auf dem Weg zum Veranstaltungsort kommen, sofern sie die Immermannstraße entlangwandern, automatisch an diesen Geschäften vorbei. Hobbykoch Ginsuji zeigte sich vor allem von den japanischen Messern aus gefaltetem Stahl begeistert. Au weia, sind wir wilden Weiber ihm schon so sehr auf den Wecker gefallen?

Japanische MesserJapanische RestaurantsJapanisches BekleidungsgeschäftEs war amüsant zu beobachten, wie sich die Händler dort auf die Touristen eingestellt haben. Ein regelrechter kleiner Markt wurde mit diversen Ständen am Straßenrand aufgebaut, der dankend angenommen wurde. Man mag fast glauben, dass nahezu der gesamte Jahresumsatz des Viertels mit Japan-Tag-Besuchern gemacht wird. Der absolute Trend in diesem Jahr: Meloneneis am Stiel. Auf unserem Weg zum Viertel schien jeder Dritte eine solche Nascherei in den Händen zu halten. Aber auch noch eine weitere Süßigkeit sorgte, für uns drei vollkommen unverständlich, für lange Schlangen. Nämlich Bubble Tea. Dabei handelt es sich um ein stark gesüßtes Tee-Getränk, in welchem wahlweise geleeartige Tapioka-Perlen oder, moderner, Molekularküchen-Kunstsaftperlen schwimmen. Eigentlich stammt der Trend aus Taiwan. Wegen der bunten Aufmachung der Geschäfte und Trinkbecher scheint er aber auch Anime- und Manga-Fans anzusprechen. Tatsächlich glauben nicht wenige, dass Bubble Tea ein japanisches Produkt ist. Ich verrate euch jetzt einfach mal, dass sich die Perlen aus Prothesen-Haftmittel herstellen lassen. Na? Appetit verdorben? 😉

Das Viertel des Kalorientagesbedarfs, den so eine Portion Bubble Tea deckt, wollten wir aber doch lieber in appetitlichere Dinge investieren. Also ab in den nächsten Supermarkt. Eigentlich waren wir nur auf der Suche nach Matcha-Eis (Eis mit Grüntee-Geschmack) zur Erfrischung, weil dieses auf dem Festplatz stolze zwei Euro je Kugel kosten sollte. Aber irgendwie sind wir zunächst doch am Süßigkeiten-Regal hängen geblieben:

Japanische & Koreanische SüßigkeitenIn unseren Einkaufskorb wanderten also sehr leckere grüne Bonbons mit Matcha-Geschmack (grüne Tüte), Hana Fukiyose von Poppo Nuts (bunte Tüte), die sich als mit sehr harter Zuckerkruste ummantelte Erdnüsse entpuppten, süße Reisküchlein und mit Schokolade gefüllte Kekse (pinke Dose), welche in etwa so schmecken wie die hierzulande verkauften Kaola-Kekse. Der aufmerksame Betrachter wird vielleicht bemerken, dass zwei der vier Artikel koreanische Schriftzeichen aufweisen (die Reisküchlein und die Kekse). Das kommt daher, dass der Supermarkt „Japanische & Koreanische Spezialitäten“ anbot und wir grundsätzlich (nahezu) alles ausprobieren, was im entferntesten essbar aussieht. Auch unser Matcha-Eis haben wir letzten Endes gefunden und das auch noch in den unterschiedlichsten Variationen. Unter anderem auch in Liter-Bechern. Schade, dass wir bei unserem langen Anfahrtsweg das Gefriergut schlecht nach Hause transportieren konnten. Dann doch lieber Matcha-Eis in der Waffel, wie Hoshi es hier so hübsch präsentiert:

Matcha-EisLeider schien das Eis auf dem Weg hierher schon ein paarmal angetaut worden zu sein. So was Dummes – da hat sich Ginsuji auf dem Weg zur Kasse ganz umsonst die Pfoten ab gefroren …

Auch der einigen von diversen Conventions vielleicht schon bekannte BOOKstore NIPPON hat hier im Japanischen Viertel seinen Sitz. Gemeiner Weise hatte man dort ausgerechnet das neueste Artbook von Nao Tsukiji im Schaufenster ausliegen – gekauft! Zeichner finden hier außerdem diverses Zubehör von Deleter, wie Tusche, Federn und Rasterfolien. Auch J-Rock-Fans werden hier mit verschiedenstem Merchandise auf ihre Kosten kommen. Wer den Festplatz nicht verlassen wollte, für den gab es aber auch vor Ort noch einen Stand des Geschäfts.

Auch einen Blick wert – zumindest von außen – ist das viereinhalb Sterne Hotel Nikko. Bis 2009 konnte man im selben Gebäude außerdem eine Zweigstelle der japanischen Kaufhauskette Mitsukoshi besuchen. Wir spielen ja ernsthaft mit dem Gedanken, einmal in dem Hotel zu logieren. Eine Nacht in einem Einzelzimmer kostet auch nur schlappe 130 Euro. 😉 Allerdings sollte man an der Ausfahrt aufpassen, dass man sich nicht versehentlich mit seinem Luxusauto um einen der Steinpoller wickelt. Der Anblick der breiten Schramme tat selbst uns in der Seele weh. Ob da wohl einer von den vorbeiziehenden Cosplayern abgelenkt gewesen ist? So langsam stach uns auch die Sonne auf den Kopf. Ich kann nur jedem empfehlen, sich immer vorsichtshalber eine passende Kopfbedeckung mit zu bringen. Daran habe ich angesichts des noch wolkenverhangenen Himmels an diesem Morgen leider nicht gedacht. Auf dem Weg zu einem kleinen Zwischenstopp in unserem Hotel konnten wir dann noch kurz dem örtlichen Judo-Verein zuschauen:
Judo-VorführungJudo-Vorführung

Vorführungen und ein kleines Müllproblem

Inzwischen hatten wir von der Karaoke-Bühne schon mehrfach die One Piece Intromelodie in mehreren Variationen, mal Deutsch, mal Japanisch auf die Ohren bekommen und es war, weil früher Abend und Vorbereitung auf das Feuerwerk, etwas weniger voll geworden. So konnten wir uns in aller Ruhe unsere zweite Lebensmittel-Ration abholen. Diesmal Kara-Age (Chicken-Nuggets in würziger Teig-Panade) für alle drei. Und für mich zusätzlich – na klar – Manju. Ich muss unbedingt herausfinden, wie man die Dinger macht! Die Kara-Age waren wohl aus Zeitmangel wegen permanenter Anfrage leider nicht ganz durch, aber essbar. Die Panade ist jedenfalls sehr lecker.

Kara-AgeManjuWährend wir so vor uns hin mampften, hatten wir außerdem Gelegenheit, auf der großen Showbühne dem japanischen Zitha-Spiel der örtlichen Koto-Gruppe zu lauschen:

Koto-GruppeKoto-Gruppe auf GroßleinwandSchon am Mittag war es schwierig, seinen Müll irgendwo abzuladen. ImJapanischen Viertel haben die ansässigen Geschäftsleute sogar selbst die öffentlichen Mülleimer geleert, wenn diese übergelaufen sind. Inzwischen wurde es zu einem echten Abenteuer, seine Reste auf einer der unter Müllbergen versunkenen Mülleimer zu platzieren, ohne den gesamten Stapel zum Einsturz zu bringen. Und was machen die Veranstalter gegen 18:00 Uhr? Beginnen die zusätzlich aufgestellten Mülleimer langsam aber sicher ganz abzubauen. Das daraus folgende Ergebnis war jetzt schon langsam abzusehen. Aber zunächst ließ ich mich von einem sehr fröhlichen Verkäufer doch noch dazu hinreißen, etwas zu kaufen, um das ich schon den ganzen Tag herum geschlichen bin:

Erdbeer Cup FrapeCup Frape kennen sicher viele als Gag-Lieferant in den Strand-Specials diverser Anime- und Manga-Produktionen. Hier auf dem Japantag zu bekommen für nicht weniger als fünf Euro. Der rot-weiße Eisberg, den wir uns zu dritt teilten, wirkte auf viele Passanten offensichtlich exotischer als Manju, Sake und Sushi zusammen. Tatsächlich mussten wir vielen Neugierigen erklären, was wir da seltsames zu uns nahmen. Wer sich vielleicht als Kind schon mal eine Hand voll frisch gefallenen Schnee in den Mund gestopft hat, der kann jetzt nachvollziehen, wie sich diese Eisspezialität im Mund anfühlt. Tatsächlich handelt es sich um stinknormale Eisflocken, welche mit Sirup aromatisiert werden. Vom Inhalt her also ganz banal: Wassereis. Oder mit den Worten eines Passanten: „Ach, doch so einfach.“ An diesem Stand gab es zwei Sorten: Erdbeere und Curaçao. Und weil mein roter Erdbeer Frape uns allen so gut gemundet hat, haben wir Ginsuji gleich noch auf ein Curaçao-Eis („Einmal blau, bitte.“) vorgeschickt. Der entsprechende Eisberg, der dabei herauskam, war sogar noch einmal etwas größer:

Cup Frape CuracaoEs war auch kein Problem, beide Sorten zu mischen. Unsere gemeinsame Empfehlung ist aber eindeutig Erdbeere. Als wir beide Portionen verputzt hatten, konnte ich auch so manch’ einen Anime-Gag viel besser nachvollziehen. Mein armes Hirn – erst gegrillt, dann schockgefroren.

Den Rest des Tages verbrachten wir dann damit, noch die letzten geöffneten Stände im Licht der Abendsonne zu begutachten. Hier noch ein paar Impressionen zum Anschauen und Freuen:
Deko-BälleAngelspielManeki NekoHugging Pillow KissenbezugTokyopop VerlagJapanische MalereiManga PlüschtiereBunte PerückenMitten im GedrängeSonnenuntergang am Rheinufer

Das Finale: Feuerwerk über dem Rhein

Zwischendurch waren wir noch einmal im Hotel und haben entsprechend noch einen Tipp für euch: Es empfiehlt sich, im nächtlichen Düsseldorf, auch wenn viele Leute auf der Straße sind, nur in Gruppen von mindestens drei Personen unterwegs zu sein. Wir sind auf dem kurzen Weg hin und zurück auf einige krude Gestalten getroffen, von denen so manch einer gerne mal über die „Scheiß Katzenfresser“ (Bildungsniveau also gleich null) lamentiert, sofern er es nicht schafft, Frauen mit seinem „Japantagschnapps“ in eine schmuddelige Spelunke zu locken.

Schon eine halbe Stunde vor Beginn des Feuerwerks, welches traditionell das Finale des Japantags einläutet, war die Rheinuferpromenade voller Leute. Die besten Plätze sowieso vergeben. Wie die Hühner auf der Stange drängten sich die Leute auf den beiden Brücken, die die Promenade begrenzten.

Warten auf das FeuerwerkIch mag die spannende Atmosphäre kurz bevor es los geht. Zwei Hubschrauber sichern den Luftraum ab, während auf dem Rhein beleuchtete Partybote in Position gebracht werden, zwischen denen ein Schnellboot immer wieder hin und her flitzt. Wenn dann eine einzelne kleine Rakete abgefeuert wird, weiß man, dass alles in Ordnung ist und es in wenigen Minuten los gehen wird.

Das rund 20-minütige Feuerwerk war dann wie immer bombastisch. Als Thema wurde anlässlich des 200. Geburtstags der Gebrüder Grimm „Märchen“ gewählt. Entsprechend tanzten in mehreren Akten bunte Schmetterlinge und Libellen, süßes Zuckergebäck und rote Herzen über den nächtlichen Himmel. Spannend auch die Leuchtkugeln, welche beim Zerplatzen auf die Zuschauer zu zu sausen schienen. Zwischen je zwei Szenen gab es je ein „kleines Finale“, von denen der gigantische Goldregen wohl den meisten Applaus erntete. Und natürlich wurde auch am Schluss noch einmal aus allen Rohren gefeuert. Leider ist man sich juristisch nicht ganz einig, in wie weit ein Feuerwerk unter das Urheberschutzgesetz fällt. Ich möchte ungern diejenige sein, die den entsprechenden Präzedenzfall ausfechten muss. Daher an dieser Stelle leider keines meiner Erinnerungsfotos für euch. Aber ich kann euch trotzdem sagen: Schon allein das Feuerwerk ist einen Besuch auf dem Japantag wert!

Was der Vorführung folgte, war ein kleiner Krieg auf den Straßen. Schon erfahren von den letzten Besuchen, warteten wir noch gut eine Viertelstunde auf dem Festplatz, wo sich inzwischen das gesamte Ausmaß des Düsseldorfer Müllproblems zeigte. So ein Dreck ist wirklich nicht mehr schön. Und bei weitem nicht alles ist auf die überfüllten Mülltonnen zurückzuführen. Als wir beispielsweise an den Rheinwiesen vorbei kamen, wo ein Großteil der Cosplay-Gemeinde sein Lager für den Tag aufgeschlagen hatte, war eine Runde Fremdschämen angesagt. Kann mir auch nur irgendwer einen plausiblen Grund nennen, warum man seine leer gefressenen Chips- und Weingummi-Tüten nicht einfach zurück in den Rucksack stecken kann, um sie später anständig zu entsorgen, statt damit die Wiesen zu pflastern? Anscheinend hat aber nicht nur der Japan-Tag ein solches Problem: Die Connichi beispielsweise unterstützt wegen der steigenden Verschmutzung von Parkanlagen während der Convention derzeit die Aktion „Ich räume meinen Müll weg, und du?“.

Trotz Wartens war der Heimweg dann doch noch ein Abenteuer. Noch immer waren so viele Leute unterwegs, dass die Bürgersteige kaum ausreichten und viele einfach auf die Straßen auswichen. Sehr zum Ärger der Autofahrer, welche sich gerade an Kreuzungen einfach durch die Menge tasteten. Ich denke, den bequemsten und sichersten, wenn auch nicht billigsten Rückweg hatten immer noch diejenigen, die sich ein Taxi genommen haben. Dass die Sache, gerade weil auch bei Vielen der Alkoholpegel schon über dem Limit war, stellenweise auch schief gegangen sein könnte, verrieten uns die zahlreichen Krankenwagensirenen, die uns fast bis zum Hotel begleiteten und einen Großteil der Nacht anhielten. Hier zeigte sich auch, dass der Fürstenhof, zumindest was die Lage anging, keine schlechte Wahl war. Denn kaum waren wir in die Seitenstraße abgebogen, war weitestgehend Ruhe.

So endete also ein sehr anstrengender, aber nicht uninteressanter Tag. Übrigens war der Sonntag dann bei weitem nicht mehr so schön und auf der Heimfahrt mussten wir uns durch einen regelrechten Wolkenbruch kämpfen. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

2 Kommentare

  1. Pingback: AnimeDX.de Blog » » WDR überträgt Feuerwerk vom Japan-Tag

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