Nachwuchsförderung in der Manga-Szene: Vorwurf und Stellungnahmen

Na, das ist doch mal interessant:

Vor einigen Tagen las ich in der Onlineausgabe des Tagesspiegels den Artikel Die Manga-Rebellen von Michel Decomain, seines Zeichens Redakteur im Comic Culture Verlag und Mitautor des nächsten Monat bei Egmont Manga erscheinenden deutschen Manga Demon Lord Camio. Dort beschreibt er die Entwicklung von Manga-Produktionen in Eigeninitiative und wirft der Nachwuchsförderung der großen Verlage “Versagen” vor. “[…] die auf Lizenzverwertung spezialisierten Redaktionen konnten die bitter nötige Betreuungsarbeit nicht leisten”, heißt es unter anderem zu den eher mäßigen, aber dennoch recht erfolgreichen deutschen Produktionen Anfang der 2000er und später kommt er zu dem Schluss: “Die Nachwuchsförderung der Verlage ist heute quasi nicht mehr existent”.

Auch wenn ich dem Artikel, zumindest was die Entwicklung der Manga aus dem Selbstverlag angeht, durchaus zustimmen konnte, habe ich doch gerade bei etlichen die Großverlage betreffenden Behauptungen und dem damit verbundenen scharfen, manchmal auch naiven (“höhere dreistellige Auflagen”) Ton eher stutzen müssen. Die deutsche Manga-Szene hatte ich selbst damals recht genau im Auge und manch’ ein Sachverhalt ist mir irgendwie anders im Gedächtnis geblieben. Nun verfolgt man als Redakteur eines Kleinverlags natürlich auch seine eigenen Interessen, wenn man gegen die Großen wettert, weshalb ich dem Artikel keine übermäßig große Bedeutung beigemessen habe.

Wirklich spannend wird die Sache allerdings, wenn die so Kritisierten sich zusammen tun und eine gemeinsame Stellungnahme heraus bringen. So geschehen gestern auf der Webseite Comic-Report.de. Im Artikel Manga-Eigenproduktionen: The State of the (Germangaka) Art melden sich Kai-Steffen Schwarz (Carlsen Manga), Dr. Joachim Kaps (Tokyopop), Jonas Blaumann (Egmont Manga) und Patrick Peltsch (Kazé Manga) zu Wort und geben durchaus interessante Einblicke in das interne Vorgehen eines Großverlags und wie die Förderung deutscher Zeichner tatsächlich abläuft. Auf jeden Fall lesenswert für jeden, der sich für den deutschen Mangamarkt interessiert!



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